Krise in der Autoindustrie Bosch will mit Betriebsrat über Zukunft in Hildesheim reden
Die Mitarbeiter im Hildesheimer Bosch Werk bangen um ihre Zukunft. Erste Verhandlungen zwischen Unternehmen und Betriebsrat waren im Mai geplatzt. Jetzt will Bosch die Gespräche wieder aufnehmen.

Hildesheim - Im Ringen um die Zukunft des Bosch-Werks in Hildesheim will das Unternehmen nun wieder mit den Arbeitnehmern verhandeln. Die Führung des Automobilzulieferers habe den Betriebsrat eingeladen, die Gespräche wieder aufzunehmen, bestätigte ein Firmensprecher auf Anfrage der dpa. Zuvor hatte die „Hildesheimer Allgemeine“ über das Gesprächsangebot berichtet.
„Wir sind weiterhin in der Prüfung der nächsten Schritte“, sagte der Bosch-Sprecher. „Bosch sieht grundsätzlich die Chance, dass Unternehmen und Arbeitnehmervertreter zu einer Einigung kommen können – Voraussetzung ist allerdings, dass wir damit eine wettbewerbsfähige Aufstellung des Werks erreichen.“ Das Unternehmen habe hierzu nun die Arbeitnehmervertreter kontaktiert und zu Gesprächen eingeladen.
Laut „Hildesheimer Allgemeine“ sollen die Gespräche bereits in den kommenden Wochen beginnen. Ziel sei eine Entscheidung bis Ende Juli.
Verhandlungen im Mai geplatzt
Erste Verhandlungen zwischen beiden Seiten waren im Mai geplatzt. Mit der aktuellen Kostenstruktur des Hildesheimer Werks ließen sich keine neuen Aufträge gewinnen, hieß es damals bei Bosch. Damit fehle eine wirtschaftlich tragfähige Perspektive für den Produktionsstandort in Hildesheim. Die Arbeitnehmerseite befürchtet seither, dass der Standort komplett geschlossen werden könnte. In dem Werk werden Komponenten für E-Autos hergestellt.
Bosch hatte im November angekündigt, wegen schlechter Auftragslage rund 750 Stellen in dem Hildesheimer Werk zu streichen. Das wären nach Angaben der Gewerkschaft IG Metall rund die Hälfte der 1.500 Stellen am Standort. Rund 600 Stellen sollen Bosch zufolge bereits bis Ende 2026 abgebaut werden.
„Schritt in die richtige Richtung“
Niedersachsens Ministerpräsident Olaf Lies begrüßte den Vorstoß von Bosch, die geplatzten Gespräche nun wieder aufzunehmen. „Ziel der Landesregierung bleibt eine positive Fortführungsprognose für den Standort“, sagte der SPD-Politiker. Und das gehe nur im Dialog. „Es ist daher jetzt zunächst einmal ein ganz wichtiges Signal, dass der Gesprächsfaden nun wieder aufgenommen wird. Das begrüße ich sehr.“
Wirtschaftsminister Grant Hendrik Tonne (SPD) sprach von einem „Schritt in die richtige Richtung“. Das Land werde den Verlauf der Gespräche genau beobachten. Lies und Tonne hatten Bosch nach dem Abbruch der Gespräche im Mai heftig kritisiert. „Ein schlechteres Bild kann man als Unternehmen gar nicht abgeben“, sagte Lies damals, nachdem Bosch auch ein Treffen mit ihm ausgeschlagen hatte.