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Weinbau im Elbtal Bio und Hightech gegen Dürre und Schädlinge im Weinberg

Trockenheit und Schädlinge sind Gift für die Reben. Die Winzer im Elbtal passen sich mit neuen Ideen und technischer Innovation den klimatischen Veränderungen an - und den Wünschen der Kunden.

Von dpa 07.05.2025, 15:13
Sachsens Winzer setzen im Klimawandel auf Bio und Hightech.
Sachsens Winzer setzen im Klimawandel auf Bio und Hightech. Hendrik Schmidt/dpa

Proschwitz - Sachsens größtes Privatweingut Schloss Proschwitz Prinz zur Lippe bei Meißen setzt im sich verändernden Klima auf natürliche Mittel und Hightech im Weinbau. „Es zeichnet sich ein weiteres Dürrejahr ab, das Boden- und Wassermanagement im Weinberg muss entsprechend abgestimmt werden“, sagte Betriebsleiter Björn Probst. Ähnliches gelte für den Pflanzenschutz, da die Klimaerwärmung neue Schädlinge mitbringe. Und technische Innovationen wie Drohnen und Prognosemodelle des Smart Farming sorgten für passgenaues und umfassendes Weinbergs-Monitoring. 

Laut Probst können neben der proaktiven biologischen Stärkung der Pflanzen immer weniger „klassische“ Bio-Pflanzenschutzmittel eingesetzt werden. So muss schon bei der Pflanzung neuer Reben gut überlegt werden, ob klassische oder neue Sorten verwendet werden, die resistent genug sind, um mit den jeweils aktuellen Bedingungen umzugehen. 

Kleinbiotope und natürliche Stärkung für Rebstöcke

In Proschwitz werden mit gezielter Tiefenlockerung des Bodens und der Einsaat vielschichtiger Begrünung „Kleinbiotope“ geschaffen. Sie erhöhen dessen Wasserspeicherfähigkeit und minimieren die Erosionsgefahr im Weinberg. „Durch die Pflanzung in die Begrünung wird die Rebe einer moderaten Konkurrenz ausgesetzt und erzeugt ein stärkeres Wurzelwachstum“, erklärte Probst. 

Dank der neuen Generation pilzwiderstandsfähiger Reben (PIWI) können die „Bio“-Pflanzenschutzmittel Kupfer und Schwefel deutlich reduziert werden, Pflanzenstärkungsmittel wie Ackerschachtelhalm, Baldrianblüten, Algen- oder Knoblauchextrakt sowie Scharfgarbe helfen zusätzlich bei der Stärkung der Reben. „Dieser ganzheitliche Ansatz ist in Deutschland einmalig“, sagte Probst. Ziel sei es, in optimalen Jahren ganz auf den Einsatz von Kupfer zu verzichten. 

Neben Wetterstationen mit Sensortechnik zur Blattfeuchtemessung, die passgenaue Prognosen für den Pflanzenschutz liefern, werden neben Recycling-Spritzen zunehmend Drohnen eingesetzt. Die Proschwitzer Winzer testen in Kooperation mit der Universität Leipzig die Ausbringung biologischer Pflanzenschutzmittel per Drohne - in Sachsens ältestem Terrassenweinberg in Seußlitz. 

Auch kleinere Betriebe mit Ideen für neue Bedingungen

Auch kleinere Betriebe setzen sich mit den sich ändernden Bedingungen auseinander, sagte der Vorsitzende des Weinbauverbandes, Felix Hößelbarth. Sachsen habe mit den höchsten Anteil an neuen Rebsorten. „Jeder macht sich Gedanken, wie Weinbau künftig weiter betrieben werden kann.“ Da gebe es verschiedene Ansätze, etwa um Trockenheit zu begegnen, etwa mit weiterentwickelten Bewässerungssystemen aus dem Ökolandbau. Nur gegen Spätfröste gebe es keine innovative Lösung. „Da macht jeder, wovon er sich Erfolg erhofft.“ 

Wegen der Spätfröste nach frühem Austrieb verloren die sächsischen Winzer 2024 rund 80 Prozent ihres üblichen Ertrags. Bei den Proschwitzern war es am Ende weniger als ein Viertel einer normalen Ernte und die Burgunder waren am härtesten betroffen, wie Probst berichtete. Aus den restlichen dieser Trauben machten sie in Kooperation mit einem befreundeten Weingut in Baden eine Sonderedition: „Die Eisheiligen“.