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Beruf Beruf: Vielfalt belebt das Geschäft

Von Andreas Heimann 19.04.2004, 09:37
Vielfalt als Chance für Mitarbeiter und Firma gleichermaßen - Unternehmen wie Ford in Köln fördern Diversity mit eigenen Projekten. (Foto: dpa)
Vielfalt als Chance für Mitarbeiter und Firma gleichermaßen - Unternehmen wie Ford in Köln fördern Diversity mit eigenen Projekten. (Foto: dpa) Ford

Köln/Frankfurt/Main/dpa. - Am Arbeitsplatz galten Unterordnung und Anpassung lange als Tugend. Doch zunehmend entdecken Arbeitgeber, dass gerade die Vielfalt von Ideen, Ansichten und Lebensentwürfen ihren Reiz hat. In den USA gibt es schon lange ein Wort dafür: Diversity. So richtig übersetzen lässt es sich nicht. Aber die Idee haben viele auch in Deutschland inzwischen verstanden: Es macht nichts, wenn nicht alle gleich sind.

Im Gegenteil: Von Unterschieden kann man profitieren. Sogar für die Bilanzen kann es von Vorteil sein, wenn die Belegschaft möglichst bunt ist, allein erziehende Mütter neben schwulen Paaren oder Vätern in Teilzeit arbeiten, ältere Arbeitnehmer genauso Wertschätzung genießen wie junge Migranten aus Polen oder Gambia. «Die Unternehmen, die auf Diversity setzen, machen das nicht in erster Linie aus ethischer Motivation», sagt Michael Stuber von der Unternehmensberatung mi.st Consulting in Köln. «Sie machen das, weil eine vielfältige Belegschaft kreativer und erfolgreicher ist.»

«Wer ganz unterschiedliche Mitarbeiter hat, hat auch bessere Chancen, ganz unterschiedliche Kunden zu verstehen», bestätigt Barbara David, Diversity-Managerin der Commerzbank in Frankfurt. Vielfalt ist in solchen Unternehmen längst eine Tatsache: «Vor hundert Jahren waren in der Bank nur Männer mit gleichem gesellschaftlichen Hintergrund beschäftigt», sagt David. «Heute haben wir Mitarbeiter 78 verschiedener Nationalitäten, ganz unterschiedlichen Alters und mit sehr unterschiedlichen Einstellungen.»

Einen «Sonderpreis Diversity» beim Wettbewerb «Deutschlands beste Arbeitgeber» haben in diesem Jahr die Ford-Werke erhalten. Das Unternehmen hat ebenfalls lange Erfahrung mit einer «bunten Belegschaft»: «Wir waren 1961 das erste deutsche Unternehmen, das türkische Mitarbeiter eingestellt hat. Heute sind in der Produktion fast ein Viertel der Beschäftigten Türken», sagt Hans Jablonski, Diversity-Manager in der Konzernzentrale in Köln.

Das Diversity-Konzept umfasst allerdings längst mehr als nur den fairen Umgang mit Kollegen, die keinen deutschen Pass in der Tasche haben. «Worauf es ankommt ist, Unterschiede als Bereicherung zu verstehen. Man bekommt dadurch eine ganz andere Perspektive», sagt der Diplom-Volkswirt. «Es geht um eine Haltung, darum, jedem Menschen mit Offenheit und Respekt gegenüberzutreten, ob er lange Haare hat, eine andere Hautfarbe oder doppelt so alt ist wie man selbst», sagt Elisabeth Girg, Diversity-Managerin der Deutschen Bank in Frankfurt.

Wenn Vielfalt kein Problem ist, muss sich niemand verstecken: «Schwule und Lesben brauchen sich dann am Montagmorgen keine Geschichten ausdenken, was sie am Wochenende gemacht haben», sagt Barbara David. Wer sich nicht verbiegen muss, kann sich leichter mit seinem Arbeitgeber identifizieren. «Diversity ist allerdings eine langfristige Sache», betont Hans Jablonski. «Das kann man auch nicht für ein Jahr machen und dann wieder aussetzen.