Berlin-Tegel Berlin-Tegel: 13-Jährige will allein zu Chat-Bekanntschaft nach Zypern fliegen

Offenbar aus Liebe wollte ein 13 Jahres alte Mädchen am Dienstagabend von Tegel aus über Belgrad nach Zypern fliegen. Über das Internet hatte das Kind aus dem Erzgebirgskreis in Sachsen einen 22 Jahre alten Mann kennengelernt und sich verknallt. Er hatte ihr geschrieben, dass er einen Flug gebucht und bereits bezahlt habe. Das Ticket schickte er ihr per E-Mail.
Ohne dass ihre Mutter von der geplanten Reise wusste, machte sich das Mädchen am Dienstagmorgen auf den Weg nach Tegel. Dort meldete sich die Schülerin am Check-In-Schalter, um einen Platz zu reservieren. Die Mitarbeiterin am Schalter wurde stutzig, als das Mädchen um 20.15 Uhr ohne Begleitung vor ihr stand. Die Frau rief sicherheitshalber die Bundespolizei.
Die Beamten befragten die reiselustige 13-Jährige und informierten telefonisch die ahnungslose Mutter, die bereits in höchster Aufregung war, weil sie nicht wusste, wo sich ihr Kind befand. Nachdem sie aufgelegt hatte, machte sie sich auf den Weg nach Tegel, um ihre Tochter von der Bundespolizei abzuholen. Gemeinsam fuhren sie noch in derselben Nacht zurück ins Erzgebirge.
Nach Berlin war das Mädchen über eine Mitfahrzentrale gekommen. Das letzte Stück fuhr sie mit der Bahn. Ihrer Mutter hatte sie gesagt, dass sie mit einer Freundin einen Einkaufsbummel machen werde. Deshalb wunderte sich die Frau nicht, dass ihre Tochter am frühen Abend nicht zuhause war.
Das Mädchen wollte mit der Fluggesellschaft Air Serbia nach Belgrad fliegen. Dort sollte sie umsteigen und 23.50 Uhr weiter nach Larnaka fliegen. Die Landung war für 3.20 Uhr geplant. Der 22-Jährige hatte ihr ein elektronisches Ticket geschickt. „Sie hätte durchaus fliegen können. Das Ticket war in Ordnung“, sagt der Sprecher der Bundespolizeidirektion Berlin, Meik Gauer.
Die Schülerin hatte eine kleine Tasche dabei. Das Ticket galt nur für den Hinflug.
Nach Informationen der Bundespolizei war das Mädchen, das älter aussieht, auf der Wache zunächst eingeschüchtert. Später sei sie locker gewesen, hieß es. Sie sei sich keiner Schuld bewusst gewesen. Gegen 0.40 Uhr traf die Mutter ein. Sie war mit dem Auto gekommen. Die Familie wohnt in der Nähe von Stollberg.
In Papas Auto nach Berlin
Bereits vor acht Tagen hatten Bundespolizisten zwei 15 Jahre alte Schüler am Ostbahnhof aufgegriffen. Juline und Steffen aus Elgersburg in Thüringen waren von zu Hause mit Papas Auto nach Berlin gefahren, um sich ein schönes Wochenende zu machen. Die Eltern des Pärchens wussten von dem Ausflug nichts. Sie hatten sich spontan in den VW Passat von Steffens Vater gesetzt und waren losgefahren. Der Entschluss wuchs, nachdem sich das Mädchen mit ihren Eltern gestritten hatte.
Der Junge absolvierte die Reise ohne Probleme. In der Hauptstadt angekommen, übernachteten sie im Auto und sahen sich die Stadt an. Am 10. Februar flogen sie auf. Als das Duo aus Thüringen am Ostbahnhof war, um sich etwas zu essen zu besorgen, hielt sie eine Streife der Bundespolizei an. Bei der Kontrolle der Identität fanden die Beamten heraus, dass die Eltern der beiden Jugendlichen sie bereits als vermisst gemeldet hatten.
Die Jugendlichen mussten mit auf die Wache. Dort wurden sie durchsucht. Dabei entdeckten die Polizisten den Zündschlüssel für den VW. Das Auto war in der Nähe des Ostbahnhofs unversehrt geparkt worden. Die Eltern der Jugendlichen wurden informiert. Kurz vor zwei Uhr nahmen sie ihre Kinder am Ostbahnhof in Empfang. Den Jungen erwartet nun ein Strafverfahren, weil er ohne Fahrerlaubnis unterwegs war und das Auto seines Vaters unterschlagen hatte.