Berlin Berlin: Schwule und Lesben feiern ihre Parade

Berlin/dpa. - Schrille Parade als politisches Statement: Etwa600 000 Menschen haben am Samstag in Berlin mit einem bunten Umzugden Christopher Street Day gefeiert. Unter dem Motto «Normal istanders!» demonstrierten Schwule, Lesben und andere für mehr Toleranzgegenüber homo- und transsexuellen Lebensweisen.
Für einen Eklat auf der CSD-Bühne sorgte Judith Butler,Philosophin und legendäre Geschlechter-Theoretikerin aus den USA. Sielehnte einen Zivilcourage-Preis ab. Die Veranstaltung sei ihr zukommerziell und oberflächlich. Sie könne die Auszeichnung deshalbnicht akzeptieren.
Mehr als 50 Wagen waren auf den Straßen unterwegs. In schrägenKostümen und bunten Verkleidungen wurde ausgelassen zu lauter Techno-Musik gefeiert. Getrübt wurde die Stimmung, als ein 43-Jähriger aufeinem Paradewagen zwei Männer in Oberarm und Hand biss. Der Mann habebei seiner Festnahme angegeben, HIV-positiv zu sein, sagte einPolizeisprecher am Sonntag. Der Verdacht wurde bislang nichtbestätigt.
Die Parade zog zum 32. Mal durch das Zentrum Berlins. Sie erinnertan einen Aufstand von Homosexuellen gegen Polizei-Razzien 1969 in derChristopher Street in New York. Der Regierende Bürgermeister KlausWowereit (SPD) verurteilte, dass es immer noch «jeden TagDiskriminierungen und Übergriffe» auf Homosexuelle gebe. «Solange dasder Fall ist, muss man kämpfen», sagte er der Nachrichtenagentur dpa.
Auf der Abschlusskundgebung am Brandenburger Tor sprach Wowereitvon einer «machtvollen, politischen Demonstration». In denvergangenen Jahrzehnten sei viel erreicht worden, aber es gebe auchnoch viel zu tun, unter anderem beim Adoptionsrecht fürgleichgeschlechtliche Paare.
Die Teilnehmer des großen CSD griffen auch die Fußball-WM alsThema auf. Auf dem Wagen des Deutschen Fußballbundes zeigtenFußballspielerinnen mit Papptafeln der Öffentlichkeit die «PinkeKarte». Am Samstagvormittag hatte der Lesben- und SchwulenverbandBerlin-Brandenburg in einer Gedenkstunde an die imNationalsozialismus verfolgten Homosexuellen erinnert. Unter denGästen waren die Linken-Kandidatin für das Bundespräsidentenamt, LucJochimsen, und Bundestagsvizepräsidentin Petra Pau (Linke) sowieAbgeordnete aller Bundestagsfraktionen.
Auch beim CSD waren alle im Bundestag vertretenen Parteien miteigenen Wagen präsent. «Homophobie ins Abseits!» forderten dieGrünen. «Wir sind, wer wir sind», stand auf einem Transparent desVerbands Lesben und Schwule in der Union (LSU). Die Teilnehmerstellten auf Plakaten provokantere Thesen auf. «Horst K. - Tuntenkneifen nicht», hieß es auf einem Plakat, «Lasst Kachelmann frei -Ich will besseres Wetter», auf einem anderen.
