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Berlin Berlin: Polizei rätselt über Motive des Brandstifters

22.01.2011, 14:33
Brandspuren sind am 8. Januar in Berlin-Wilmersdorf an der Eingangstür eines Nebengebäudes der Moschee der Ahmadiyya-Gemeinde zu sehen. (ARCHIVFOTO: DAPD)
Brandspuren sind am 8. Januar in Berlin-Wilmersdorf an der Eingangstür eines Nebengebäudes der Moschee der Ahmadiyya-Gemeinde zu sehen. (ARCHIVFOTO: DAPD) dapd

Berlin/dpa. - Das Motiv des mutmaßlichen Moscheen-Brandstifters von Berlin ist weiterhin unklar. Bei dem am Freitag festgenommenenMann gebe es keine Hinweise auf einen politischen Hintergrund oder auf Verbindungen zu einer extremistischen Gruppierung, sagte amSonntag eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft. Im Raum steheallerdings die Vermutung, dass der 30-Jährige psychische Problemehabe und seine Taten mit dem «Wunsch nach Aufmerksamkeit» zu tunhätten. Die Ermittler halten den Mann für einen Einzeltäter.

Nach mehreren Brandanschlägen auf Berliner Moscheen war der Mannim Stadtteil Britz gefasst worden. Laut Staatsanwaltschaft gilt er invier Fällen als dringend tatverdächtig - unter anderem bei demAnschlag auf die Wilmersdorfer Ahmadiyya- Moschee vor zwei Wochen.Darüber hinaus habe er aber auch mehrere weitere Attacken aufislamische Gotteshäuser gestanden. Am Samstag wurde deshalb einHaftbefehl erlassen.

In den vergangenen Monaten waren mehrere Berliner Moscheen dasZiel von Brandanschlägen. Allein viermal traf es die Sehitlik-Moscheeam Neuköllner Columbiadamm, die größte Moschee der Hauptstadt. Insämtlichen Fällen gab es nur geringen Sachschaden. Menschen wurdennicht verletzt.

Die Ermittler waren dem 30-Jährigen durch einen kopierten Artikelder Tageszeitung «B.Z.» auf die Spur gekommen. Deshalb waren amFreitag auch die Redaktionsräume des Blattes durchsucht worden. Der«B.Z.» zufolge hatte der Brandstifter an mehreren Tatorten die Kopieeines Artikels hinterlassen. Dieser habe die Ermittler dann zu einemFarbkopierer in der Redaktion geführt, weil das Gerät - wie beimodernen Kopierern üblich - eine für den Nutzer unsichtbare Signaturhinterlassen habe.

Den Angaben zufolge hatte eine Mitarbeiterin die Kopie angefertigtund an einen Mann geschickt, der um diesen alten Artikel gebetenhatte. So stieß die Polizei auf den 30-Jährigen, der schließlich inder Nähe des U-Bahnhofs Blaschkoallee festgenommen wurde.

Bislang war er der Polizei nie aufgefallen - weder durchStraftaten noch durch extremistische Aktivitäten. Seine Nachbarnbeschrieben ihn in mehreren Zeitungen allerdings alsverhaltensauffällig. Unter anderem soll er sich wiederholt am offenenFenster seiner Wohnung ausgepeitscht haben.

Die Anschlagsserie auf die Moscheen hatten Ende des vergangenenJahres eine erregte Debatte ausgelöst. Nicht nur Parteien undislamische Organisationen verurteilten die Brandstiftungen, sondernauch der Zentralrat der Juden in Deutschland. Dessen PräsidentinCharlotte Knobloch sah die Taten als alarmierendes Indiz für einErstarken des rechtsradikalen Gedankenguts.