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Berlin Berlin: Finger-Amputation nach Affenbiss

09.06.2009, 12:32

Berlin/dpa. - Dann siegte die Infektion über die Medikamente.Der zunächst wieder angenähte rechte Zeigefinger von BernhardBlaszkiewitz werde amputiert, teilte das Unfallkrankenhaus Berlin amDienstagabend mit. Eine «rasante Zunahme der Rötung» sei Ausdruck einer Infektion, teilte Andreas Eisenschenk, Chefarzt derHandchirurgie, mit. Die Entscheidung sei daher klar: «Die rascheAusbreitung der Infektion stellt eine Bedrohung für den gesamtenOrganismus dar.»

Zunächst hatte es wie seltenes Glück im Unglück ausgesehen, dassder Berliner Schimpanse Pedro den abgebissenen Finger seinesZoodirektors nicht auffraß. «Das hätte passieren können, Schimpansensind ja auch Fleischfresser», sagte Eisenschenk am Dienstag nachknapp achtstündiger Operation. Blaszkiewitz hatte den Affen durch dieGitterstäbe gefüttert und sich wohl unvorsichtig verhalten.

Zusammen mit einem Ärzteteam hatte Eisenschenk bis zum spätenMontagabend den nur noch an einem Nerv hängenden Finger wiederangenäht und die Knochen gerichtet. Der Spezialist hatte auch denzerfetzten Arm der Berliner Schülerin Charlyn gerettet, die von einerBombe in ihrem Briefkasten getroffen worden war. «Die technischeSituation haben wir gemeistert», meinte er nach der Operation undwies gleichzeitig auf die ständig drohende Infektion durch aggressiveKeime aus dem Affenspeichel hin, die nun die Amputation erzwang.

Selbst der erfahrene Spezialist Eisenschenk, der seit mehr als 30Jahren Gliedmaßen flickt, sprach von einer seltenen Operation.«Hundebisse, bei denen eine Fingerkuppe abgetrennt wird, kommenhäufiger vor.» Auch dass ein Betroffener so gefasst sei und sichnicht von Emotionen leiten lasse, sei eher selten. Über einen solchenPatienten sei er sehr zufrieden, sagte Eisenschenk. Der Zoodirektorsei nach dem Aufwachen überrascht gewesen, dass der Finger noch dransei. Blaszkiewitz plane eine Reise, und wollte deshalb schnellKlarheit. Dem Vernehmen nach will er auf Afrika-Tour gehen.

«Der Zoodirektor ist wirklich hart im Nehmen», sagteChefsekretärin Regine Damm. Sie habe mit Blaszkiewitz nach derOperation schon gesprochen. Er dramatisiere nichts. Auch einKrankenbesuch sei schon im Gespräch. Der 55-jährige Blaszkiewitz giltin der Öffentlichkeit und im Umgang mit Kollegen als ruppig.

Im Zoo hieß es, der Unfall werde wie jeder andere ausgewertet. Voreinem Jahr hatte der inzwischen gestorbene Ziehvater des weltweitbekannten Eisbären Knut, Thomas Dörflein, eine Abmahnung vonBlaszkiewitz kassiert - wegen Körperkontakts zu dem heranwachsendenEisbären.

Affenmännchen Pedro präsentierte sich am Dienstag stolz wie immer.«Es hat sich nichts geändert, der Affe hat ja nichts Böses getan»,sagte ein Mitarbeiter. Das Mitgefühl mit dem verletzten Direktorscheint sich im Hauptstadtzoo in Grenzen zu halten. Blaszkiewitz seinicht der einzige Zoochef, der von einem Affen gebissen wurde, war zuhören.