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Berlin Berlin: 3D Modell von Knuts Schädel

20.04.2011, 06:55
Eine 3D-Darstellung des Schädels des Eisbären Knut wird am Freitag (15.04.2011) in Berlin von einem Wissenschaftler des 3D-Labors am Institut für Mathematik der Technischen Universität Berlin gesteuert. (FOTO: DPA)
Eine 3D-Darstellung des Schädels des Eisbären Knut wird am Freitag (15.04.2011) in Berlin von einem Wissenschaftler des 3D-Labors am Institut für Mathematik der Technischen Universität Berlin gesteuert. (FOTO: DPA) dpa-Zentralbild

Berlin/dpa. - Zwei Wochen nach dem überraschenden Tod desEisbären Knut war plötzlich wieder greifbar. Forscher zeigten derverblüfften Öffentlichkeit Modelle von Schädel, Hirn und Gesicht desPublikumslieblings. Entstanden waren sie in einer ungewöhnlichenKooperation des Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung(IZW) mit Mathematikern der Technischen Universität Berlin. Nunschwebt den Forschern sogar eine Ausstellung mit Tier-Modellen vor.

So war Knuts Schädelmodell entstanden: Die Mathematikerverarbeiten mit ihren Hochleistungsrechnern im 3D-Labor Bilder ausdem Computertomographen des IZW zu dreidimensionalen Modellen. Diesewurden dann in einen Spezialdrucker eingespeist, der Knuts Kopfmodellierte.

Der Drucker funktioniere ähnlich wie ein Tintenstrahldrucker -nur in drei Dimensionen, erklärt Labormitarbeiter Joachim Weinhold.Je nach Form der Figur trägt der Druckkopf einen Klebstoff auf, dermineralisches Pulver an diesen Stellen zusammenkleben lässt -Schicht für Schicht. Weil die Schichten nur 0,1 Millimeter dünnsind, dauert das Stunden. Es dauerte mehr als einen Tag, bis KnutsSchädel brauchte der Drucker mehr als einen Tag.

Neue Hinweise zur Todesursache brachten die Modelle nicht, dafüraber neue Erkenntnisse über den Geruchssinn von Eisbären. «Was wirsehr anschaulich demonstrieren können, ist, dass Eisbären extrem gutriechen können», erklärt IZW-Tierarzt Thomas Hildebrandt. Die Größedes Riechhirns zeige, dass Eisbären mindestens über einen Kilometerkleinste Moleküle wahrnehmen können. «Für das Überleben in derArktis ist das absolut notwendig.»

In einem weiteren Laborraum können die Wissenschaftler dieDatensätze noch auf eine ganz andere Art darstellen: In einembegehbaren, interaktiven 3D-Projektionsraum lassen sich die Objekteaus allen Blickwinkeln betrachten und sogar virtuell durchlaufen.Auch Knuts Schädel lässt sich so von innen und außen noch genauerbetrachten. Hildebrandt kann sich vorstellen, dass diese Technikhilft, Operationen zu planen.

Künftig wollen Wildtierforscher und Mathematiker ihreZusammenarbeit ausbauen. Sie wollen Datensätze von Tierpräparatenaus den Archiven des IZW erstellen, um diese im Internet Forschernweltweit zur Verfügung zu stellen. Teure Dienstreisen oder denVersand wertvoller Objekte könnte man sich sparen.

Hildebrandt schwebt auch eine «Konkurrenz-Ausstellung» zu den«Körperwelten» von Gunter von Hagens vor. Anders als von Hagens, dermenschliche Leichen zeigt, will der Tierarzt perfekte Nachbildungenvon Tieren ausstellen. Die Auswahl ist riesig: In den Archiven desIZW lagern 40 000 Feuchtpräparate, 500 Schädel- und Knochenpräparatesowie 1000 CT-Datensätze von Tieren wie Nashorn, Elefant undAmeisenbär.

Die CT-Bilder Knuts hatten den Forschern erste Anhaltspunkte fürdie Suche nach der Todesursache gegeben. Im 3D-Drucker entstehenansonsten Objekte jeglicher Art. So lassen Architekturstudenten oderChemiker ihre Entwürfe oder Moleküle in greifbare Formen drucken.Auch Museen nutzen die Technik, etwa um Repliken von Büstenanfertigen zu lassen.

Dabei müssen die Daten nicht aus einem CT kommen. DieMathematiker haben auch spezielle 3D-Scanner. «Wir haben die Techniknicht erfunden. Doch wir sind in der Lage, die ganze Kette von derDatengewinnung bis hin zur Datenausgabe abzudecken», erläutertLabor-Leiter Hartmut Schwandt. Die Zusammenarbeit mit Tierforschernsei außergewöhnlich.