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Benefizkonzert «46664» Benefizkonzert «46664»: Konzert der Superlative krönt Aids-Kampagne

30.11.2003, 15:38
Der frühere Südafrikanische Präsident Nelson Mandela (l.) mit U2-Sänger Bono (M.) und dem englischen Gitarristen Dave Steward (r.) am Sonnabend im Stadion des Kapstadter Ortsteils Green Point (Foto: dpa)
Der frühere Südafrikanische Präsident Nelson Mandela (l.) mit U2-Sänger Bono (M.) und dem englischen Gitarristen Dave Steward (r.) am Sonnabend im Stadion des Kapstadter Ortsteils Green Point (Foto: dpa) EPA

Johannesburg/Kapstadt/dpa. - Mit einem musikalischen Feuerwerk der Superlative hat Südafrika am Samstag den Höhepunkt einer Aids-Kampagne gesetzt, die weltweit Stars und Musiker mobilisiert hat. US-Talkshow-Star Oprah Winfrey wippte an der Seite von Ex-Präsident Nelson Mandela und seiner Frau Graca im Takt, als US-Charts-StürmerinBeyonce Knowles im superknappen Minirock das Aids-Benefiz-Konzert eröffnete. «46664», rief sie rhythmisch das nach Mandelas einstiger Häftlingsnummer benannte Motto des Konzerts. Der Rhythmus übertrug sich im ausverkauften Green Point Stadium auf die rund 40 000 Besucher, die in Kapstadts milder Sommernacht begeistert mitsangen.

Mandela stand auf der Bühne, auf seinem Hemd war seineHäftlingsnummer geprägt. «Ich war inhaftiert auf Robben Island, woich auf diese Nummer reduziert werden sollte», sagte er. 18 seiner 27Jahre als Häftling trug er die Nummer 46664. Mandela saß wegen seinesKampfes gegen die Apartheid im Gefängnis. «Auch HIV-Infizierte drohenzu Nummern zu werden, wenn wir nicht handeln», betonte er.

   Schwarz und Weiß, Alt und Jung ließen sich mitreißen von derMusik, die nur kurz von Botschaften rund ums Thema Aids unterbrochenwurden. «Von Anfang bis Ende war hier Partystimmung, auch wenn dabeidas ernste Thema nicht zu kurz kam», sagte die Deutsche ChristianeSchulte im Publikum. Ein Jahrzehnt nach dem Fall der Apartheidpräsentierte sich einem auf bis zu zwei Milliarden Zuschauerngeschätzten TV-Publikum eine selbstbewusste Regenbogen-Nation.Musiker wie Bono oder Peter Gabriel, die einst für MandelasFreilassung auftraten, taten es umsonst im Kampf gegen Aids.

   «Ich habe weder Stimme noch Busen noch Tänzer - mein Job ist dieBegrüßung», sagte Musiker Bob Geldof nach Beyonces Auftritt. Bevor erBob Marleys «Redemption Song» anstimmte, würdigte er einen sichtlichgerührten Mandela als «zerbrechlichen, alten Gentleman», der alseiner der «Giganten unseres Planeten» dem Begriff Menschlichkeit eineneue Bedeutung gegeben habe. Aids werde zum Politikum, wenn derreiche Norden Medikamente produziere, die sich der arme Teil der Weltnicht leisten könne, meinte Geldof. Der Künstler, der in den 80erJahren Musik als Medium zur Schaffung von öffentlichem Bewusstseinpropagierte, betonte: «Aids versperrt die Zukunft - wenn das nichtpolitisch ist, weiß ich nicht, was es ist.»

   Afrikas Musikerelite - von Youssou N'Dour über Johhny Clegg bisYvonne Chaka Chaka - gab sich ein beeindruckendes Stelldichein an derSeite ihrer internationalen Musikerkollegen. «Jeder für sich und allezusammen sind wir großartig. Musik hat die Macht, Furcht und Tabus zuüberwinden», gab sich Sängerin Angelique Kidjo überzeugt. Einer derHöhepunkte des Abends war der Auftritt von Yussuf Islam alias CatStevens. Erstmals seit mehr als einem Vierteljahrhundert stimmte eran der Seite von Peter Gabriel eine modifizierte Variante seinesUralt-Hits «Wild World» an. «Das ist heute ein wichtiger Anlass. Ichglaube, dass es da, wo Hoffnung ist, auch eine Lösung gibt.»

   Emotion und ein Hauch von Nostalgie lagen in der Luft, als Gabrielseine musikalische Hommage an den Anti-Apartheid-Aktivisten SteveBiko anstimmte und Bono den «Long walk to Freedom» besang - einTitel, den einst Mandela für seine Memoiren gewählt hatte. «Das istein Präsident für überall dort, wo die Freiheit geliebt wird»,kündigte Bono den 85-Jährigen an. «Heute ist der Beginn einerKampagne. Zusammen können wir Aids besiegen und eine Zukunft für alleabsichern», gab sich Mandela überzeugt. Der Erlös der Kampagne - zuder auch Einnahmen der CD- und DVD-Mitschnitte des Konzerts gehören -kommen Mandelas Stiftung zugute. Insgesamt sind in Südafrika 5,3Millionen Menschen mit dem Aids-Virus infiziert.