Belgien Belgien: Künftige Königin kam per Kaiserschnitt
Brüssel/dpa. - Die Ärzte im Brüsseler Erasmus-Krankenhaus hatten sich - zweiWochen vor dem errechneten Termin - kurzfristig zu dem Kaiserschnittentschlossen. Das Kind befand sich in Steißlage im Leib der Mutter,die Nabelschnur hatte sich gefährlich zwei Mal um seinen Halsgewickelt. «Ich bin Jagdpilot, ich bin ganz ruhig geblieben», sagtePrinz Philippe, als er im grünen OP-Hemd aus dem Kreißsaal kam. «DerKaiserschnitt war aber nicht ganz ohne», fügte er hinzu. Der Palastberuhigte: Mutter und Tochter seien wohlauf.
Mit bebender Stimme hatte Prinzessin Mathilde ihren Mann amDonnerstagabend angerufen: «Du musst kommen.» Sofort brach Philippeein Treffen mit Unternehmern bei Eeklo ab und eilte ins Schloss vonLaeken. Dreieinhalb Stunden später erblickte Elisabeth das Licht derWelt. Wem die Tochter denn ähnlich sehe, fragten Reporter denPrinzen. «Mir natürlich», versetzte der, «aber es wäre vielleichtbesser für sie, wenn sie ihrer Mutter ähneln würde.»
Erste Fotos wollte der Palast erst drei Tage nach der Geburtveröffentlichen. Die Zeitung «La Libre Belgique» behalf sich, indemsie ihre Titelseite mit 120 Bildern anderer Babys füllte. DasBoulevardblatt «La Derniere Heure» zeigte ein Paar Babyfüße undsetzte ein einziges Wort darüber: «Elisabeth». Der Name soll anPhilippes Urgroßmutter erinnern. «Sie war eine Frau von Charakter»,sagte der Prinz. «Sie wird ihr vielleicht ein Vorbild sein.»
Ohne echtes Vorbild ist allerdings die Aufgabe, auf die Elisabethin den kommenden Jahren mit einer militärischen Ausbildung und inden drei Landessprachen Niederländisch, Französisch und Deutschvorbereitet wird. Erst seit einer Gesetzesänderung im Jahr 1991 kanneine Frau den belgischen Thron besteigen. Elisabeth würde also dieerste Königin des Landes, wenn ihr Großvater Albert II. und danachdessen Sohn Philippe dieses Amt einmal abgeben.
Belgiens Königshaus gilt als Klammer für die oft zerstrittenenLandesteile Flandern und Wallonien. Kaum hatte der Rundfunk dasfrohe Ereignis am Freitag verkündet, hissten Belgier allerSprachgruppen die Landesflagge vor ihren Häusern. Von derBegeisterung über das Baby will auch die Wirtschaft profitieren. EinPralinenfabrikant bringt zur Geburt die Kreation «La Couronne» (DieKrone) heraus, die Post will eine Briefmarke mit Elisabeths Porträtdrucken, und ein belgischer Windelhersteller bewirbt sich um denTitel Hoflieferant.
Nicht ausgeschlossen ist, dass Ihre Königlichen Hoheiten dasNeugeborene selber wickeln. Als vorbildlicher Vater trat Philippe inder Nacht erst vor die Presse, nachdem er seine Tochter selbst zumersten Mal gebadet hatte. Auf ein königliches Kindergeld muss dasPrinzenpaar allerdings verzichten. Ihre Apanage von jährlich 788 301Euro (etwa 1,54 Millionen Mark) muss unverändert für die glücklichvergrößerte Familie reichen.