Beerdigung in Bonn Beerdigung in Bonn: Trauernde erfahren tragische Details beim Abschied von Niklas P.

Bonn - Vor kurzem noch saßen sie neben ihm in der Schule oder trafen ihn beim Ausgehen: Die ersten zehn Reihen bei der Trauerfeier in der Bad Godesberger Marienkirche sind gefüllt mit Jugendlichen. Vor ihnen aufgebahrt ein weißer Sarg mit Lilien, daneben eine Staffelei mit einem Porträt von Niklas. Der 17-Jährige war einer von ihnen.
Die Fassungslosigkeit in Bonn ist greifbar. Etwa 500 Menschen sind am Samstag zum öffentlichen Trauergottesdienst nach der tödlichen Prügelattacke gekommen; die Kirche ist bis auf den letzten Platz gefüllt. Zu Beginn gibt es ungewöhnliche Klänge für eine Messe: Ein Rapper namens Djaspora tritt auf - und erinnert auf seine Art daran, dass ein junger Mensch zu früh aus dem Leben gerissen worden ist.
„Drei gegen einen sind Feiglinge“ heißt es in einer Passage des Raps.
Mit einem Schlag niedergestreckt
Djaspora meint die Todesumstände von Niklas. Nach derzeitigem Erkenntnisstand der Polizei war er auf dem Heimweg von einem Konzert in eine Männergruppe geraten und mit einem Schlag niedergestreckt worden. Ein Angreifer trat ihm dann noch gegen den Kopf.
Die Ermittler gehen von drei Tätern aus. Ein 20-jähriger Verdächtiger sitzt mittlerweile in Untersuchungshaft, nach den beiden anderen wird noch gefahndet.
„Mama, ich bin einfach glücklich“, soll Niklas erst vor kurzem zu seiner Mutter gesagt haben, erzählt Dechant Wolfgang Picken in einer bewegenden Predigt. Er zeichnet das Bild eines liebenswerten und ernsthaften Jugendlichen „mit einem ausgeprägten Gerechtigkeitssinn“.
Der Geistliche selbst kannte ihn: Niklas und seine Schwester gingen bei ihm in den Kindergarten. Die Familie fühlte sich Bad Godesberg immer verbunden. Das ist auch der Grund, warum der aus Bad Breisig in Rheinland-Pfalz stammende Niklas in Bonn beerdigt wird.
Vor drei Jahren starb der Vater von Niklas. Keine leichte Zeit für die Familie. Im Herbst wagte der Jugendliche dann einen Neustart: Er geht auf die Abend-Realschule, verliebt sich.
„Warum hat Gott das zugelassen? Diese Frage kann ich gut verstehen“, sagt Picken. „Doch nicht Gott hat versagt, sondern der Mensch.“ Die Tragödie um Niklas habe viele Menschen bewegt, sein Tod dürfe die Gesellschaft nicht auseinanderdriften lassen, warnt der Priester und spielt damit auf die Vorkommnisse nach der Prügelattacke an.
Starke Polizeipräsenz
Bad Godesberg hat verglichen mit anderen Bonner Stadtbezirken den höchsten Anteil an Zuwanderern. Zeugen zufolge hatten die Täter eine dunkle Hautfarbe. Grund genug für einige Rechtsextreme, um in dem ehemaligen Diplomatenviertel auf die Straße zu gehen.
Auch am Samstag ist die Polizeipräsenz rund um die Kirche deutlich zu erkennen. Doch es bleibt ruhig. Die Familie von Niklas hatte sich Kundgebungen verbeten.
Bonns Oberbürgermeister Ashok-Alexander Sridharan (CDU) hat einen „Runden Tisch gegen Gewalt“ angekündigt, zu dem Kirchen, Polizei, städtische Ämter und Stabsstellen eingeladen werden sollen. Picken mahnt im Trauergottesdienst: „Wir müssen das gute Zusammenleben aller Kulturen fördern. Das sind ausdrücklich keine Worte, die man sagt und morgen wieder vergisst.“ Er verspricht: „Sie können sicher sein: Ich werde die Verantwortlichen daran erinnern.“ (dpa)