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BBC-Recherche BBC-Recherche: Papst Johannes Paul II hatte intensive Verbindung zu Frau

15.02.2016, 17:52
Papst Johannes Paul II.
Papst Johannes Paul II. dpa Lizenz

London - Der verstorbene Papst Johannes Paul II. führte laut BBC-Recherchen jahrzehntelang einen intensiven Briefwechsel mit einer verheirateten Frau. Ein Dokumentarfilm, den der britische Rundfunksender am Montagabend ausstrahlen wollte, zitiert mehrere Briefe von Johannes Paul II. an die polnischstämmige US-Philosophin Anna-Teresa Tymieniecka.

Die polnische Nationalbibliothek erklärte dazu, die Beziehung des Papstes zu der Philosophin sei weder „vertraulich noch ungewöhnlich“ gewesen. Der BBC-Journalist Edward Stourton sagte, die beiden seien „mehr als Freunde, aber weniger als Liebhaber“ gewesen.

Die Briefe deuteten auf „einen Kampf hin, in angemessenen christlichen Grenzen zu halten, was sicher eine sehr intensive Beziehung war, in der sich Emotionen und philosophische Ideen verbanden“, sagte Stourton, der sich für den Film auf rund 350 Briefe des Papstes an Tymienieckas stützt.

Teresa ein „Geschenk Gottes“

Laut dem Film wiesen die Briefe auf intensive Gefühle hin. So nannte der damalige Kardinal Karol Wojtyla in einem Brief vom September 1976 Tymieniecka ein „Geschenk Gottes“. „Meine liebe Teresa“, schrieb er an seine Freundin. „Du schreibst, dass Du zerrissen bist, aber ich finde keine Antwort auf diese Worte.“ Er spüre sie „überall, in allen Situationen“, auch wenn sie „weit weg“ sei, schrieb Wojtyla.

Karol Wojtyla wurde 1978 zum Papst gewählt und blieb bis zu seinem Tod 2005 Oberhaupt der katholischen Kirche. Während ihrer jahrzehntelangen Freundschaft machten der Papst und die verheiratete Philosophin laut der BBC-Dokumentation gemeinsam Ski- und Campingurlaube und gingen wandern. Der BBC konnte nur die Briefe des Papstes an Tymieniecka einsehen. Die polnische Nationalbibliothek wies die Vorstellung zurück, wonach die beiden eine Art Liebesbeziehung unterhielten. „Die von den Medien formulierten Thesen finden keinerlei Bestätigung im Inhalt der Briefe von Johannes Paul II. an Teresa Tymieniecka, die Teil der Sammlung der Nationalbibliothek sind“, erklärte die Bibliothek. „Die fragliche Beziehung ist weit bekannt und in zahlreichen Veröffentlichungen beschrieben.“

„Weder vertraulich noch ungewöhnlich“

Tymieniecka habe zum Freundeskreis des Papstes gehört, doch sei ihre Beziehung „weder vertraulich noch ungewöhnlich“ gewesen, hieß es. Der BBC-Journalist Stourton gab zu, dass in den Briefen nichts auf einen Bruch des Zölibats hindeute. „Diese Briefe sind der außergewöhnlichste Einblick ins Privatleben einer der bekanntesten Persönlichkeiten aller Zeiten“, sagte Stourton.

Die 2014 verstorbene Tymieniecka hatte die Werke des Papstes auf Englisch übersetzt und im Jahr 2008 die Briefe der polnischen Nationalbibliothek überlassen. Der erste Brief datiert aus dem Jahr 1973, als die Philosophin und der Geistliche sich kennenlernten, den letzten verfasste Johannes Paul II. wenige Monate vor seinem Tod im Jahr 2005. „Frauen verlieben sich oft genug in Priester, das führt zu viel Ärger“, sagte Pater Boniecki, der eine detaillierte Chronik des Lebens von Johannes Paul II. verfasste, der Nachrichtenagentur AFP. „Wenn sie in den Kardinal Wojtyla verliebt war, war sie vermutlich nicht die Einzige.“ (afp)