Bayern Bayern: Karikaturen-Streit bei der Polizei

München/dpa/MZ. - In Bayern sorgt ein Wandkalender in den Polizeipräsidien mit Witzen über Ausländer, Alte oder das Thema Selbstmord für politischen Wirbel. Kritiker sehen darin Rassismus undDiskriminierung. Inzwischen haben die meisten Polizeipräsidien nach einer dpa-Umfrage verfügt, den vom bayerischen Landesverband der Deutschen Polizeigewerkschaft ineiner Stückzahl von 3000 Exemplaren herausgebrachten Kalender nicht mehr aufzuhängen.
Karikaturistin Melanie Staab (34), Polizeibeamtin bei der Polizeiinspektion Aschaffenburg, grenzte sich auf ihrer Facebook-Seite von rechter Propaganda ab und warf den Medien vor, diesen Zusammenhang «geradezu schmackhaft gemacht» zu haben. Neben der Karikatur einer Blume mit Biene schrieb Staab: «Damit sich künftig keiner mehr über anrüchige Cartoons von mir beschweren kann, male ich ab jetzt eben Blümchen....»
Umstritten ist vor allem die März-Karikatur des Kalenders, dieeinen festgenommenen Farbigen mit überzeichneten dicken roten Lippen zeigt, der sich gegen den Griff eines Polizeibeamten wehrt. Er schreit in gebrochenem Deutsch: «Was heiß' hie' Ve'dunklungsgefah' ....?!» Alexander Bosch von der Menschenrechtsorganisation Amnesty International bezeichnete dieses Bild als «ganz eindeutig rassistisch».
Bosch sagte, den Online-Ausgaben von «Frankfurter Rundschau» und«Berliner Zeitung», der Polizeigewerkschaft in Bayern fehle es an Sensibilität, «wenn es um Rassismus und Alltagsdiskriminierung geht». Der SPD-Bundestagsabgeordnete Sebastian Edathy forderte die Gewerkschaft in der Zeitung auf, den Kalender zurückzuziehen und sich zu entschuldigen. Einen «gewissen Alltagsrassismus» sahen auch die Landtags-Grünen. Die SPD-Landtagsfraktion forderte ein «Machtwort» der Landesregierung und verlangte, den «menschenverachtendenPolizeikalender» umgehend aus den Amtsstuben zu entfernen.
Der Landesverband der Deutschen Polizeigewerkschaft wies dieKritik zurück. Sein Vorsitzender Hermann Benker griff am Mittwoch seinerseits den Münchner Polizeipräsidenten Wilhelm Schmidbauer scharf an: «Wer einerseits sich mit Gaddafis Sohn zum Frühstück trifft, aber gleichzeitig über Polizeikarikaturen echauffiert, ist für mich nicht glaubwürdig», sagte er dem Sender «Antenne Bayern». Der Kalender sei nicht rassistisch und nicht diskriminierend. Es handele sich lediglich um «Polizistenjargon».

