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Bayern Bayern: Held von Töging heißt Daniel Bürk

07.02.2006, 10:42
Der abgestürzte Teil der Decke liegt am Dienstag (7. Februar 2006) in einem Gang eines Supermarktes im oberbayerische Töging a. Inn. Wie durch ein Wunder haben Kunden und Angestellte den Einsturz eines Supermarkts überlebt. (Foto: dpa)
Der abgestürzte Teil der Decke liegt am Dienstag (7. Februar 2006) in einem Gang eines Supermarktes im oberbayerische Töging a. Inn. Wie durch ein Wunder haben Kunden und Angestellte den Einsturz eines Supermarkts überlebt. (Foto: dpa) PNP

Töging a. Inn/dpa. - «Raus hier!», ruft er seinen vier Kollegen und den sieben Kunden zu. In wenigen Sekunden laufen alle ins Freie. Dabei war die Erinnerung an die Katastrophe im rund 80 Kilometer entfernten Bad Reichenhall bei dem 19-Jährigen noch sehr wach.

Kurz danach kracht das rund 40 mal 20 Meter große Flachdachherunter. Die Lebensmittel-Regale in dem Discounter bremsen dietonnenschwere Last wenigstens teilweise. Die Schlittschuhläufer inReichenhall hatten dieses Glück nicht: Beim Einsturz derEissporthalle kamen vor fünf Wochen 15 überwiegend junge Menschen umsLeben.

Für kurze Zeit geht am Dienstag auch in dem 10 000 Einwohnerzählenden Städtchen Töging das schreckliche Wort «Verschüttete» um.Kurz nach dem Einsturz müssen die Einsatzkräfte davon ausgehen, dassunter den Trümmern des erst vor fünf Jahren eröffneten SupermarktesMenschen liegen. Doch stellt sich schon bald heraus, dass wie durchein Wunder niemand verletzt wurde.

Innerhalb kurzer Zeit rasen an die 120 Feuerwehrleute, 60Rotkreuz-Helfer, Männer des Technischen Hilfswerkes (THW) und 40Polizeibeamte in ihren Einsatzfahrzeugen an den Unglücksort. Vorallem im Eingangsbereich des Marktes sieht es schlimm aus. VerbeulteStahlträger und Dämmmaterial prägen das Bild.

«Es hörte sich an, wie wenn der Schneepflug fährt», beschreibtRaumausstatter Anton Jesch vom gegenüberliegenden Geschäft dasGeräusch, als das Dach einstürzte. Ähnlich nimmt es Stefanie Schickvon der Inntal-Apotheke auf der anderen Straßenseite wahr: «Ichdachte im ersten Moment, irgendwo rutscht Schnee vom Dach»,schilderte die pharmazeutisch-technische Assistentin ihre Eindrücke.Vom Einsturz des Daches bekommt die 20-Jährige nichts mit, obwohl sievon ihrem Arbeitsplatz aus direkten Sichtkontakt zu dem Supermarkthat. Bald darauf treffen die ersten Rettungskräfte ein.

Am Nachmittag scheint endgültig festzustehen, dass niemand in denTrümmern der Halle liegt. «Letzte Sicherheit haben wir freilich erstdann, wenn das letzte Teil weggeräumt wurde», sagt PolizeisprecherFranz Sommerauer. Nach wie vor sind Polizeihunde im Einsatz. Bislangliegt keine Vermisstenanzeige vor.

Spekulationen über die Einsturzursache gibt es schon kurz nach demUnglück. Da es seit Montagabend fast unaufhörlich schneit, wuchs dieSchneehöhe auf dem Flachdach auf bis zu 33 Zentimeter an, wie einKripo-Sprecher erläutert. Womöglich hielt das Dach dieser Last nichtmehr Stand. «Wir hatten Glück im Unglück», stellt TögingsBürgermeister Horst Krebes erleichtert fest.

(Grafik: dpa)
(Grafik: dpa)
dpa