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Bayern Bayern: Anklage nach Auslieferung von 314 Tonnen Gammelfleisch

Von Dieter Bergmann 10.09.2007, 17:19
Ein Lebensmittelkontrolleur misst in einer Fleischerei die Temperatur von Wurst. (Foto: ddp)
Ein Lebensmittelkontrolleur misst in einer Fleischerei die Temperatur von Wurst. (Foto: ddp) ddp

Illertissen/ddp. - Nach der Aufdeckung des internationalenFleischskandals um ein Illertissener Kühlhausunternehmen hat dieStaatsanwaltschaft Memmingen ein Ermittlungsverfahren eingeleitet.Gegen den Ex-Chef der Firma, Gerhard Kollmer, sei Anklage erhobenworden, hieß es am Montag. Der Memminger Staatsanwalt JürgenBrinkmann sagte: «Es handelt sich um 15 Fälle des Inverkehrbringensvon untauglichem Fleisch, nicht geeigneten Lebensmitteln und Betrugsin besonders schwerem Fall.» Kollmer hatte den Ermittlern zufolgemehrere Hundert Tonnen Schlachtabfälle als Fleisch umdeklariert und verkauft.

Die Sprecherin des Landgerichts Memmingen, Brigitte Grenzstein,bestätigte den Eingang der Anklage und sagte, dass gegen GerhardKollmer ermittelt werde, weil er 314 Tonnen genussuntauglichesFleisch an Lebensmittelbetriebe in verschiedenen Ländern gelieferthaben soll. Über Dänemark sei die sogenannte K-3-Ware nachDeutschland gekommen, bestätigte die Gerichtssprecherin. Brinkmannhatte zunächst von 333 Tonnen gesprochen.

Vertrieben wurde das Material laut Staatsanwaltschaft nicht nur inDeutschland, sondern auch in den Niederlanden, Russland undMoldawien. Angeblich hätten die Abnehmerfirmen, trotz des geringenKilopreises von rund 70 Cent nicht gewusst, dass es sich umSchlachtabfälle handelt. «Der Aufschlag betrug nach unserenErkenntnissen 100 Prozent», sagte Staatsanwalt Brinkmann.

Der Anwalt des Beschuldigten, Ingo Hoffmann aus Neu-Ulm, wies dieVorwürfe zurück. «Herr Kollmer hat sich keiner strafbaren Handlungenschuldig gemacht und weist die Anklagevorwürfe als unrichtig zurück»,sagte er.

Der stellvertretende Vorsitzende im«Gammelfleisch-Untersuchungsausschuss» des bayerischen Landtags,Herbert Müller (SPD), begrüßte ausdrücklich die Anklageerhebung undlobte in diesem Zusammenhang die Memminger Staatsanwaltschaft. Erkündigte an: «Der um den Fragenkomplex zu Kollmer erweiterteUntersuchungsausschuss Wildfleisch wird sich gleichfalls mit neuenErkenntnissen zu Kollmer beschäftigen, zum Beispiel damit, inwieweitdie Firma seit vielen Jahren amtsbekannt war und dennoch nichtspassierte.» Es sei klug gewesen, den Untersuchungsausschuss zuerweitern. Deutlich geworden sei, dass es sich nicht nur umKleinkriminelle handle, sondern «um die Spitze des Eisbergs einerinternationalen Fleischmafia.»