Bauernfamilie in Frankreich Bauernfamilie in Frankreich: Inzest und Gewalt über drei Generationen
Agen/dpa. - Mehr als 40 Jahre lang haben Mitglieder einer Bauernfamilie in Südfrankreich ihre Kinder, Enkel, Nichten und Neffen vergewaltigt und zu Sexspielen gezwungen. Nun hat ein Gericht im südwestfranzösischen Agen dem Treiben ein Ende gesetzt: Die Täter wurden zu Haftstrafen von bis zu 20 Jahren verurteilt. Unter dem Einfluss des heute 74-jährigen Patriarchen hatten die verurteilten Familienmitglieder ihre Opfer zum Inzest gezwungen. Als das Gericht am Mittwochabend die Urteile fällte, schauten die meisten Angeklagten verständnislos. Bei einigen ihrer Opfer löste sich die große Anspannung in Tränen auf.
Der Patriarch erhielt mit 20 Jahren die höchste Strafe. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass er nicht nur seine eigenen vier Kinder, sondern auch seine vier Enkel schon vom zarten Kindesalter an vergewaltigt hat. Seine Frau wurde zu 15 Jahren verurteilt. Die beiden hatten ihr inzestuöses Verhalten an ihre Kinder «vererbt». Fünf weitere Frauen aus der Familie müssen 7 bis 9 Jahre, vier Männer 14 bis 18 Jahre ins Gefängnis. Zwei Männer wurden freigesprochen.
Die Verteidigung versuchte vergeblich, die Richter mit Hinweis auf die Persönlichkeit und schwere Jugend der Angeklagten milde zu stimmen. Der Patriarch habe sich schon mit zwölf Jahren als Feldarbeiter verdingen müssen, und seine Ehe habe niemals funktioniert, hieß es. Den Prozess ins Rollen gebracht hatte ein 16- jähriger Junge, der im September 2001 das «Familiengesetz des Schweigens» gebrochen hatte. Der Jugendliche war zur Gendarmerie gegangen und hatte unter Tränen über die sexuellen Torturen berichtet, denen er ausgesetzt gewesen war.