Baden-Württemberg Baden-Württemberg: Keine Spur von entführter Bankiersfrau

Heidenheim/dpa. - Die Kidnapper der Bankiersgattin aus Heidenheim(Baden-Württemberg) sind auf Tauchstation gegangen. Seit dergescheiterten Geldübergabe gibt es kein Lebenszeichen mehr von der54-jährigen Maria B. Die großangelegte Suche der Polizei in einemWaldgebiet nahe dem Wohnhaus der Familie blieb am Freitag ohneErfolg. Bei Einbruch der Dunkelheit mussten die Einsatzkräfte dieSuchaktion unterbrechen.
Rund 350 Beamte und 50 Rettungshunde waren im Einsatz. Siedurchkämmten den Bereich in der Nähe der Autobahn 7 zwischenHeidenheim und Aalen, wo die Lösegeldübergabe gescheitert war. Einegefundene Halskette, die eine erste Spur hätte sein können, gehörtdefinitiv nicht der Entführten. Einige andere Fundstücke würden nochuntersucht, teilten die Ermittler mit. Am Freitagnachmittag konnteauch ein Polizeihubschrauber mit einer Wärmebildkamera starten, derzuvor wegen schlechten Wetters am Boden blieb.
Die Ehefrau des Vorstandschefs der Kreissparkasse Heidenheim undMutter zweier Kinder war am Mittwochvormittag aus ihrer Wohnungentführt worden. Kurz darauf erhielt der Ehemann einen Anruf desTäters. Der Unbekannte verlangte 300 000 Euro. Der Ehemann ging aufdie Forderung ein und deponierte das Lösegeld wie vereinbart nebender Autobahn. Es wurde jedoch nicht abgeholt. Seitdem gab es nachAngaben der Polizei keinen Kontakt mehr mit dem oder den Entführern.
Aus der Bevölkerung sind rund 100 Hinweise bei der Polizeieingegangen, die alle geprüft werden. Eine heiße Spur gab es aberzunächst nicht. Auch die Straßen rund um Heidenheim wurden abgesucht.Nach dem Auto der Entführten, das der oder die Täter möglicherweiseals Fluchtfahrzeug benutzt hatten, wird ebenfalls gesucht. DieFahndung läuft auch bundesweit.
Der Kriminalpsychologe Rudolf Egg schätzt die Überlebenschancenvon Maria B. als gut ein: «Etwa 90 Prozent aller entführten Personenkommen lebend wieder frei.» Dass die Entführer sich nicht mehrgemeldet haben, sei nachvollziehbar: «Sie haben einfach momentannichts zu sagen und brauchen Zeit.» Nach Eggs Angaben scheitern diemeisten Entführer bei der Geldübergabe. Nur in etwa jedem 50. Fallwechsle tatsächlich Geld den Besitzer.
Die Suche der Ermittler konzentrierte sich bereits am Donnerstagauf ein Waldstück zwischen dem Wohnhaus der Entführten und derAblagestelle des Lösegeldes. «Möglicherweise wurde die Frau von ihrenEntführern im Wald zurückgelassen», erklärte der Polizeisprecher. DerKriminalpsychologe Egg sieht das ähnlich: Häufig gerieten dieEntführer nach einer gescheiterten Geldübergabe in Panik und ließenihr Opfer zurück.
Nach Eggs Angaben werden 90 Prozent aller Entführungsfälleaufgeklärt; Kidnapper sind also nur in seltenen Fällen erfolgreich.Warum kommt es dann trotzdem immer wieder dazu? «Der Entführer kanndie Summe des Lösegeldes selbst bestimmen, das ist ein starkerAnreiz.» Häufig sei der Täter im unmittelbaren Umfeld des Opfers zusuchen, wo er es gezielt aussuchen und die Tat planen könne. Auchdeshalb sei die Aufklärungsquote so hoch.
