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Baden-Württemberg Baden-Württemberg: Ins Glücksschwein-Museum passt keine Sau mehr rein

21.07.2005, 07:43
Eine Mitarbeiterin des Glücksschwein-Museums in Bad Wimpfen betrachtet die zahlreichen Exponate. (Foto: dpa)
Eine Mitarbeiterin des Glücksschwein-Museums in Bad Wimpfen betrachtet die zahlreichen Exponate. (Foto: dpa) dpa

Bad Wimpfen/dpa. - Ins Glücksschwein-Museum von Bad Wimpfen inBaden-Württemberg passt keine Sau mehr rein. In Doppelreihenhintereinander und aufeinander gestapelt quellen rosa Hausschweine,wilde Eber und Ferkelchen aus den Regalen. Es gäbe einohrenbetäubendes Grunzkonzert - wären sie alle lebendig. Die Museums-Kuratorin Gisela Mayer hat jedes sorgfältig aufgelistet: 14 000Schweine beherbergt das kleine Museum über zwei Etagen in demFachwerkhaus, mitten im Ortskern der mittelalterlichen Stadt. Zusehen sind die Tiere in allen nur denkbaren Formen und Materialien:von riesig bis mini, von Keramik bis Holz.

Besitzerin und Gründerin Erika Wilhelmer sammelt trotz der vollenVitrinen immer noch weiter. «Sie kann es nicht lassen - obwohl dasHaus voll ist», sagt Gisela Mayer lachend, aber etwas resigniert überihre Chefin. Auf Lager seien nochmal 14 000 Schweine - unter anderemfür eine Wanderschau. Die größte Sau von allen ist Annabell - die3,50 Meter hohe Figur kann für Feste und Ausstellungen ausgeliehenwerden.

«Ich sammele seit 25 Jahren und habe 66 verschiedene Sammlungen»,sagt Erika Wilhelmer. Einschränkend fügt sie hinzu: «Aber nur vieroder fünf große.» Neben der riesigen Schweineschar besitzt sie 12 000Salz- und Pfefferstreuer, mehr als 540 alte Hüte und 450 bemalteOstereier. In einer ihrer Stuttgarter Gaststätten wird ihreKorkenziehersammlung präsentiert.

Im Bad Wimpfener Schweinemuseum im Kreis Heilbronn ist kaum nochPlatz für Neues. «Als ich vor zwölf Jahren hier angefangen habe,waren es gerade mal 2500 Schweine. Heute passen noch nicht mal dieBeschriftungen zu den Objekten», klagt Gisela Mayer. Unter denExponaten sind wahre Kostbarkeiten, wie etwa die alte Sau, die eineEngländerin zusammen mit einem Brief dem Museum geschickt hatte. Dasmit Stroh ausgestopfte Stofftier solle in der Ausstellung seinGnadenbrot bekommen, wünschte sich die Dame, Jahrgang 1951.

Neben zahllosen weiteren Stofftieren werden in einem Zimmer deretwa 150 Quadratmeter großen Ausstellungsfläche ausschließlichSparschweine gezeigt. Auf dem Balkon «rennt» eine ausgestopfteWildsau und im Bad tummeln sich Schweinchen auf Handtüchern und alsSeifen. Aber auch - für Schweine - weniger Erfreuliches wirdbehandelt: Bücher über «Schweinekrankheiten» stehen in den Regalen,Karten über die besten Fleischstücke beim Schwein hängen an der Wand.Die Flure sind mit großen Schweinebildern und Filmplakaten dekoriert- darunter natürlich «Rudi Rüssel, das Rennschwein», «Das SchweinchenBabe» und ein Foto von James Dean neben einer leibhaftigen Sau.

Im Jahr kommen etwa 20 000 Besucher in das Sammler- undGlücksschwein-Museum. «Dabei sind die Erwachsenen meist verrückterals die Kinder. Manche kommen wieder raus und lachen sich halb tot»,erzählt Gisela Mayer. Weil das Bad Wimpfener Haus aus allen Nähtenplatzt, ist die Chefin inzwischen auf der Suche nach neuen Räumen fürihre Schweine. Ein endgültiges Zuhause hat inzwischen das einzigeechte Tier der Sammlung gefunden: Timmy. «Er soll eigentlich einMini-Schwein sein, aber er hält sich nicht daran und wiegt inzwischen80 Kilo», sagt die stolze Halterin Gisela Mayer.