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Baden-Württemberg Baden-Württemberg: Bettina Gräfin Bernadotte ist neue Herrin der Insel Mainau

Von Gisela Mackensen 27.12.2006, 07:58
Bettina Gräfin Bernadotte, Geschäftsführerin der Mainau GmbH, während einer Pressekonferenz im Schloss auf der Mainau. (Foto: dpa)
Bettina Gräfin Bernadotte, Geschäftsführerin der Mainau GmbH, während einer Pressekonferenz im Schloss auf der Mainau. (Foto: dpa) dpa

Konstanz/dpa. - Das neue Amt trifft die Tourismus-Fachwirtin keineswegs unvorbereitet. Seit 2002 bereits hat sie ihrer Mutter über die Schulter geschaut und seit zwei Jahren Teile des Geschäfts schon selbst verantwortet.

«Es ist ein gravierender Einschnitt, ich spüre das Gewicht derVerantwortung», sagt die neue Inselherrin. Aber vor allem freut sie sich auf die «riesige Chance», das Pflanzen- und Blumenparadies mit mehr als einer Million Besuchern im Jahr weiterzuentwickeln und nach ihren Ideen zu gestalten. Ihr 2004 gestorbener Vater Lennart Graf Bernadotte, Spross des schwedischen Königshauses, hatte den Sommersitz des Adels 1932 übernommen, fürs Publikum geöffnet und im In- und Ausland bekannt gemacht.

Verantwortung trägt sie nicht nur für Erhalt und Pflege dergeschichtsträchtigen Anlage mit Schloss, Kirche und Park, sondern auch für das Wohlergehen der 150 fest angestellten Mitarbeiter. Der Bodensee-Tourismus ist rückläufig und damit auch die Besucherzahlen auf der Mainau. An der Bewältigung der jüngsten Finanzkrise der Insel mit Hilfe eines rigorosen Sparprogramms war die Älteste derfünf Kinder der Grafenfamilie bereits maßgeblich beteiligt.

Traditionsgemäß sollte zunächst der älteste Sohn, Björn GrafBernadotte (31), die Zügel in die Hand nehmen. Als er sich auf denChefposten vorbereitete, erkannte er jedoch, dass dies nicht seinenNeigungen entsprach. Der Sozialpädagoge wird an die Spitze derBernadotte-Stiftung treten. Sie wurde 1974 ins Leben gerufen, um denFortbestand der Mainau zu sichern und gegen möglicheErbstreitigkeiten zu wappnen.

Seine Schwester hingegen hat sich schon vor Jahren imFremdenverkehr die ersten Sporen verdient. Nach dreijährigem Studiuman der Berufsakademie in Ravensburg sammelte sie Erfahrungen imEuropa-Park in Rust. Später war sie Mitarbeiterin einerUnternehmensberatung in der Tourismusbranche in Lindau.

Keinen Zweifel lässt die Adelige daran, dass sie eigene Akzenteauf der ganzjährig geöffneten Insel setzen will. «Ich starte mitvielen Neuerungen», sagt sie. Gleich beim Programm 2007 hat sie sichordentlich ins Zeug gelegt. Der Künstler Stefan Szczesny will aufder Mainau den «Traum vom irdischen Paradies» verwirklichen. DiesenTitel trägt sein Projekt, zu dem ein 140 Meter langes Glasbild odereine fünf Meter hohe Keramik-Vase im Schlosshof gehören. «Wir wollenden Blick der Gäste auf eine neue Art auf die Natur und diehistorischen Kulturgüter der Insel lenken», erklärt die hochaufgeschossene, ebenso so zart wie resolut wirkende Chefin in spe.

An Ideen mangelt es der Gräfin, die ihr zweites Kind erwartet,nicht. Dabei hilft ihr auch der Blick von außen. Zwischen Abitur undStudienbeginn hatte sie sich im Ausland und bei Praktika inverschiedenen Branchen den Wind um die Nase wehen lassen. DasGrundkonzept der Mainau, den Besuchern idyllische Natur, Schönheitund Entspannung zu bieten, will sie bewahren und ergänzen, aber auchneue Geschäftsfelder erschließen, etwa Qualitätsmanagement fürGartencenter.

Anders als ihre Mutter, die neben ihrem Fulltime-Job fünf Kindergroß gezogen hat und weiter im Schloss wohnen wird, will sich diejunge Managerin um mehr Distanz zum Geschäft bemühen und auch malprivat sein dürfen. Deshalb behält sie ihre Wohnung in Konstanz.«Meine Familie ist meine Privatsache», betont sie. Was jedochbleibt, sind die engen Beziehungen zum schwedischen Königshaus.Prinz Carl Philip ist Patenonkel des 2005 geborenen Sohnes EmilGustaf. Mit dem Kleinen spricht die schwedische Staatsbürgerin, diekeinen deutschen Pass besitzt, nur schwedisch. «Ich fühle mich alsSchwedin, aber ich bin hier zu Hause», erklärt die neue Inselherrin.