1. MZ.de
  2. >
  3. Panorama
  4. >
  5. Ausstellung: Ausstellung: Von «Minolpirol» bis «Pittiplatsch»

Ausstellung Ausstellung: Von «Minolpirol» bis «Pittiplatsch»

11.03.2009, 07:16
Mit dem Maskottchen der ehemaligen DDR-Tankstellenkette «Minol», dem «Minolpirol» (r.) und der beliebten Figur «Pittiplatsch» vom DDR-Kinderfernsehen steht der Sammler Eric Palitzsch in seiner Wohnung im sächsischen Freital. (FOTO: DPA)
Mit dem Maskottchen der ehemaligen DDR-Tankstellenkette «Minol», dem «Minolpirol» (r.) und der beliebten Figur «Pittiplatsch» vom DDR-Kinderfernsehen steht der Sammler Eric Palitzsch in seiner Wohnung im sächsischen Freital. (FOTO: DPA) dpa-Zentralbild

Freital/Weberstedt/dpa. - Bei vielen werden Erinnerungen wach. Zu ihrer Kindheitgehörten die per Kabel gelenkten Autos der Marke Wartburg,mechanische Mini-Waschmaschinen, Indianerfiguren, Möbel fürPuppenstuben oder winzige Lebensmittel für den Kaufmannsladen. Der20. Jahrestag des Mauerfalls gibt Palitzsch nun Gelegenheit,Raritäten aus der Zeit zwischen 1949 und 1990 an drei Orten zuzeigen, erstmals auch im Westen Deutschlands. Die erste Schauöffnet am Samstag im Trabiparadies im thüringischen Weberstedt.

Die Sammlung des 35-jährigen Freitalers löst immer wieder ähnlicheEffekte aus. «Ich habe viele Sachen gefunden, die ich schon als Kindhatte», gesteht Elke Schmidt. Sie leitet das 2006 eröffneteTrabiparadies und wurde auf Palitzsch aufmerksam, als sie im Internetnach einem passenden Ausstellungsthema im 20. Jahr der friedlichenRevolution suchte. Sie weiß, dass sich Besucher auf Dauer nicht nurmit bisweilen kuriosen Unikaten der DDR-Autolegende locken lassen.Unter dem Titel «Gewünscht, getauscht, gesammelt» gibt dieEinrichtung in einer ehemaligen Kaserne nun bis 31. Oktober Einblickin 40 Jahre Spielzeuggeschichte.

Für Weberstedt hat Palitzsch vor allem technisches undmechanisches Spielzeug ausgewählt: Autos, Schiffe, Weltraumfahrzeuge,Raketen, Baumaschinen und Eisenbahnen. «Material ist ausreichendvorhanden», sagt der gelernte Elektriker und Industriemechaniker überseinen Fundus. Um die 2000 Stücke besitzt er - genug, um dreiAusstellungen parallel zu gestalten. Am 23. Mai eröffnet er eine imsächsischen Dippoldiswalde, eine weitere am 27. Juni in Geesthachtbei Hamburg.

In der Regel will Palitzsch einen Querschnitt der breitenSpielzeugpalette zeigen, die es einst in der DDR gab. MitOriginalverpackungen, Spielanleitungen, Kassenzetteln undReparaturscheinen kann er Zeitgeist und Wirtschaftsgeschichtevermitteln. Reichlich Spielzeug ging seinerzeit in den Export. Imkapitalistischen Ausland war es wegen der günstigen Preise sehrbeliebt. Manches Stück aus DDR-Produktion gab es nie im eigenen Land.

«Das Sandmännchen hat mich in der Kindheit sehr beschäftigt»,erinnert sich Wolf-Rüdiger Busch, Museumsleiter in Geesthacht. In derSonderschau über 40 Jahre DDR-Spielzeug will die Einrichtungdokumentieren, was die Bevölkerung im Westen über den anderendeutschen Staat wahrgenommen hat. «Wir versuchen, in die Wohnzimmerder Menschen hineinzukommen», sagt Busch. Nach genauen Vorgaben willer markante Exponate verschiedener Epochen aus der Sammlung vonPalitzsch auswählen. «Sein Bestand gibt das her», schätzt er ein.

Der Freitaler begann schon als 15-Jähriger mit dem Sammeln derDDR-Raritäten, anfangs aus technischem Interesse. In der Familie mitfünf Kindern war es üblich, Spielzeug an die jüngeren Geschwisterweiterzureichen. Eric als Zweitältester bewahrte später auf, was diejüngeren Brüder nach dem Ende der DDR links liegen ließen. Nach undnach baute er die Leidenschaft aus. Er übernahm die Schätze vonBekannten und Kollegen, holte manches Stück aus dem Müll oder vonDachböden, stöberte in Reparaturwerkstätten nach Ersatzteilen.

Auf der Suche nach seltenen Stücken fährt Palitzsch HunderteKilometer auf Trödelmärkte und recherchiert im Internet. «Es wirdimmer schwieriger», gibt er zu. Doch der begeisterte Sammler glaubt,dass er längst nicht alle Quellen für sein Spezialgebiet entdeckthat. «Es ist nie erschöpft», sagt er zuversichtlich.