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Ausstellung Ausstellung: «Körperwelten»-Erfinder tritt vor die Presse

19.01.2004, 17:25
Gunther von Hagens, Erfinder der Plastination und Schöpfer der Ausstellung «Körperwelten», vor einem seiner präparierten Körper. (Foto: dpa)
Gunther von Hagens, Erfinder der Plastination und Schöpfer der Ausstellung «Körperwelten», vor einem seiner präparierten Körper. (Foto: dpa) dpa/dpaweb

Hamburg/Frankfurt/dpa. - Der Erfinder der umstrittenen Ausstellung «Körperwelten», Gunther von Hagens, will sich am Donnerstag erstmals öffentlich zu den neuen Vorwürfen an seinen Praktiken äußern. Auf einer Pressekonferenz in Frankfurt werde von Hagens Stellung zu dem Bericht des Nachrichtenmagazins «Der Spiegel» beziehen, er präpariere in China fabrikmäßig teilweise illegal beschaffte Leichen. In Hamburg hat die Staatsanwaltschaft unterdessen die Ermittlungen wegen Störung der Totenruhe gegen von Hagens eingestellt.

Von Hagens hatte im vergangenen Jahr präparierte Leichen für Fotos zu markanten Punkten in Hamburg gebracht. Oberstaatsanwalt Rüdiger Bagger sagte am Montag, das sei keine Störung der Totenruhe, weil die Persönlichkeit der dauerhaft konservierten Körper nicht erkennbar sei.

In den neuen Anschuldigungen des «Spiegels» hieß es, bei einer Inventur in seiner Anlage im nordwestchinesischen Dalian am 12. November 2003 seien 647 Leichen gezählt worden. Dokumentierte Verletzungen belegten, dass unter den Toten auch chinesische Hinrichtungsopfer seien. Zur Zeit ist die umstrittene Ausstellung in Frankfurt zu sehen. Es ist bereits die achte Station in Deutschland, nach Veranstalterangaben haben bereits 13 Millionen Menschen die Schau gesehen.

Ursprünglich war eine Stellungnahme des umstrittenen Ausstellungsmachers bereits für Dienstag angekündigt worden. Die Vorwürfe seien aber zu vielfältig für eine kurzfristige Erklärung, sagte die Sprecherin zur Begründung für den späteren Termin.

Manche Leichen in «Von Hagens Plastination Ltd.» wiesen ein «Einschussloch im Kopf» auf, berichtete der «Spiegel». Bei anderen heiße es «Bauchdecke kreuzweise aufgeschnitten» - laut «Spiegel» ein Hinweis darauf, dass dem Toten alle Organe entnommen wurden, was in China bei Opfern von Todesurteilen üblich sei.

In China gibt es mehr Hinrichtungen als in allen anderen Ländern zusammen. Die Heidelberger Oberstaatsanwältin Elke O'Donoghue sagte am Montag, es werde geprüft, ob in der Sache ein Ermittlungsverfahren gegen von Hagens eingeleitet wird. Zuerst müsse aber geklärt werden, ob in China ein Strafbestand vorliege. Es sei internationale Rechtshilfe angefordert worden.

Die Heidelberger Staatsanwaltschaft hat bereits den Erlass eines Strafbefehls gegen von Hagens wegen Missbrauchs von Titeln mit einer Gesamtgeldstrafe von 120 Tagessätzen beantragt. Dem Präparator wird zur Last gelegt, Schriftstücke mit «Prof.» oder «Professor» Dr. Gunther von Hagens unterzeichnet zu haben. Von Hagens sei aber nicht berechtigt, den akademischen Grad eines Professors ohne Hinweis auf dessen Herkunft zu führen.