Auktion Auktion: WM-Inventar wird in Garching versteigert

Garching/dpa. - «Das ist eine einmalige Aktion in Deutschland - da muss man auchmal verrückt sein», sagt Stefan Ermert, der spontan die beiden WM-Tore aus dem Münchner Stadion ersteigert hat. Auf sie werden nunNachwuchsfußballer schießen: Der sechsjährige Sohn Niclas spieltbegeistert Fußball, und die Tore auf dem heimischen Platz in München-Allach sind «schon ziemlich marode». 940 Euro blättert der Vaterdafür hin - schließlich seien neue Tore auch nicht billiger, und:«Man gibt sonst für so viel Unsinn Geld aus.»
Bis zu 250 Fans liefern sich in der schmucklosenVersteigerungshalle im Garchinger Industriegebiet immer wiederBieterschlachten - mancher will Inventar für seinen Garten oder fürdie Firma, andere einfach nur ein Souvenir. «Die positive Stimmungdieser WM wach halten» - das ist für viele ein Hauptmotiv. Ein paarwenige Stücke wie eine Dreisitz-Garnitur in hellblau entpuppten sichals Ladenhüter, niemand wollte beim Mindestgebot von 300 Euroeinsteigen.
Für einen Spitzenpreis von 1750 Euro ging hingegen ein Fußball mitden Unterschriften zahlreicher Prominenter wie Pelé, Sepp Maier oderEx-Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) weg. «Ich finde, ich habe ihngünstig ersteigert - ich wäre bis 2000 Euro gegangen», sagt derstolze neue Besitzer Robert Grewer aus Lauingen an der Donau. «DieUnterschriften sind mir nicht wichtig, sondern die Trophäe an sich:Diesen Ball gibt es weltweit nur einmal.» Mit dem Ball wie auch einemTischkicker für 280 Euro sowie Fahnen und Pflanzen will der 57-Jährige zu Hause seinen neuen Partyraum ausstaffieren. WeitereTischkicker hat er für Freunde erstanden. Insgesamt hat er über 3000Euro ausgegeben. Als Chef einer Insolvenzverwertungsfirma gehörenAuktionen für ihn beruflich ohnehin zum Tagesgeschäft. «Ich bin jedeWoche zwei Mal auf Versteigerungen - aber das hier ist zum Spaß.»
Für 650 Euro holt sich der Dietramszeller Franz Brückmeier einNationaltrikot mit den Unterschriften der Spieler. «Ich trage dasselber», gibt er zu Protokoll. Als Deko-Stück für seine Firma und zurMotivation seiner Mitarbeiter hat Wolfgang Mahling, Chef einerDirektvermarktungsfirma, gleich das erste Objekt, eine 2,20 Mal 2Meter große «Welcome to Munich»-Tafel erstanden. «Ich war bei allenDeutschland-Spielen dabei und habe die Euphorie live mitbekommen -das will ich erhalten.»
Viele hatten an den Tagen zuvor schon per Internet Vorgeboteabgegeben. Für die roten Schuhe Schweinsteigers etwa waren schon vorBeginn 500 Euro im Rennen. In der Versteigerung allerdings will dannniemand mehr dafür hinlegen. «Wo sitzen die Mädels? BastiSchweinsteigers Schuhe - original mit Pflaster», preist derAuktionator und Junior-Chef des Auktionshauses Dechow, Jan Bröker,an. Das Pflaster habe dazu gedient, Druckstellen zu verhindern. Dochniemand hebt die Bieterkarte. Möglicherweise sank das Interesse, alsBröker das für manchen vielleicht enttäuschende Detail bekannt gab:«Schweinsteiger hat die Schuhe nicht bei der WM getragen, er hat siebei den Vorbereitungsspielen und Trainings getragen.» So bekam derOnline-Bieter aus Castrop-Rauxel für 500 Euro den Zuschlag, derdarüber «hocherfreut» war, wie das Auktionshaus berichtete.
Ebenfalls an einen Online-Bieter ging der Trainingsanzug vonJürgen Klinsmann mit roter Jacke und schwarzer Hose. Der EssenerBauunternehmer Torsten Klingebiel will den Anzug für gemeinnützigeZwecke nutzen: Er soll bei der Spendenakquise für ein Hilfsprojekthelfen, das Kinder und Jugendliche unter anderem bei der Suche nacheinem Ausbildungsplatz unterstützt.
Auch der Erlös der gesamten Versteigerung kommt einem guten Zweckzugute, das Geld geht an die Franz-Beckenbauer-Stiftung fürbedürftige Menschen. Der «Kaiser» selbst kam allerdings nicht - ererholt sich im Urlaub vom WM-Stress.
Wer am Samstag leer ausging, hat weitere Chancen bei weiterenVersteigerungen für gemeinnützige Zwecke in Kaiserslautern, Köln,Frankfurt/Main, Berlin und Hamburg. Unter den insgesamt rund 4600Stücken sind Handschuhe von Oliver Kahn und Franz Beckenbauerssignierte Krawatte. Auch die Gartenmöbel des deutschenMannschaftshotels in Berlin kommen unter den Hammer. Stefan Hans,Leiter Finanzen und Logistik beim WM-Organisationskomitee, lobt dieMöbel mit Blick auf den Erfolg der deutschen Mannschaft: «Daraufhaben sich die Spieler ausgeruht - und das hat ja auch gewirkt.»