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Astronomie Astronomie: Am Mittwoch schiebt sich der Mond wieder vor die Sonne

Von Ingo Bierschwale und Takis Tsafos 23.03.2006, 09:20
Die Sonne zeigt am 11.08.1999 während der totalen Sonnenfinsternis über Augsburg ihre Korona. (Foto: dpa)
Die Sonne zeigt am 11.08.1999 während der totalen Sonnenfinsternis über Augsburg ihre Korona. (Foto: dpa) dpa

Istanbul/Athen/Moskau/dpa. - Zur besten Beobachtungszeit über Mittag wird derMond in einem rund 165 Kilometer breiten Streifen das Tagesgestirnkomplett verdunkeln und wenige Minuten lang dunkle Nacht einkehrenlassen. Außerhalb der schmalen Kernschattenzone ist das Phänomen als- weit weniger spektakuläre - Teilfinsternis zu beobachten, auch vonDeutschland aus.

Für den türkischen Tourismussektor hätte sich das Himmelsphänomenkeine bessere Bahn suchen können. Beginnend an den Badestränden vonAntalya und Alanya am Mittelmeer wandert die Kernschattenzone innordöstlicher Richtung über Konya, das für seine tanzenden Derwischeberühmt ist, weiter über das mit einzigartigen Naturschönheitengesegnete Kappadokien. Aber auch Orte am Schwarzen Meer wetteifernmit «Sofi»-Angeboten. Hoteliers in Konya und Kappadokien freuen sichüber ausgebuchte Häuser. Für Sonnenfinsternis-Touristen bietenReiseveranstalter Sonderprogramme an. Das Tourismusministerium inAnkara lässt T-Shirts und Urkunden drucken, die jedem Touristen alsAndenken mitgegeben werden sollen. Vielerorts werden Schutzbrillenbereit gehalten.

Dicht vor der türkischen Mittelmeerküste findet sich mit demgriechischen Inselchen Kastellorizon, auch als Megisti bekannt, daseinzige EU-Territorium, von dem aus die totale Sonnenfinsternis zubeobachten ist. Auch auf dem nur 9,2 Quadratkilometer kleinen Eilandsind alle Pensionen restlos ausgebucht. Wissenschaftler ausGriechenland und anderen EU-Staaten haben sich eingemietet.

Die Phase der totalen Verdunkelung der Sonne durch den Mond wirdauf Kastellorizon etwa 2,5 Minuten dauern. Auf der rund eine Seemeilevor der türkischen Mittelmeerküste liegenden Insel leben nur 250Menschen. Das Eiland liegt 72 Kilometer von der nächsten griechischenInsel Rhodos entfernt, wo das Himmelsschauspiel jedoch wie in anderenTeilen Griechenlands lediglich als Teilfinsternis zu sehen sein wird.In Athen wird der Mond die Sonne zu etwa 84 Prozent verdecken -immerhin noch mehr als doppelt so viel wie in Deutschland, wo derBedeckungsgrad von 23 Prozent in Emden bis 37 Prozent in Görlitzreicht.

Die schmale Zone, in der die totale Finsternis zu beobachten ist,zieht sich von Ostbrasilien, wo die Finsternis gegen halb elf Uhrdeutscher Zeit beginnt, über den Atlantik, kreuzt das nördlicheAfrika, das der Mondschatten in Nordwestägypten wieder verlässt.Anschließend zieht er über das Mittelmeer zwischen Kreta und Zypern,streicht über die Türkei, eilt nach Russland hinein, über Kasachstanund verlässt die Erdoberfläche gegen 14.00 Uhr deutscher Zeit naheder Mongolei.

In Ägypten wird die Sonnenfinsternis am besten in der KleinstadtSallum an der Mittelmeerküste zu beobachten sein. Allerdings gibt esin dem Ort an der Grenze zu Libyen und auch in der näheren Umgebungkaum Hotelbetten. Nach Angaben der ägyptischen Tourismusbehördenwerden zur Sonnenfinsternis dennoch zwischen 10 000 und 20 000Besucher in Sallum erwartet. Schon vor zwei Wochen meldeten dieHoteliers an der westlichen Nordküste Ägyptens: «Zur Sonnenfinsternissind wir ausgebucht.»

In Russland, wo der Kernschatten des Mondes knapp nördlich desKaukasus-Hauptkamms streng genommen sogar kurz europäischen Bodenstreift, ist die Sonnenfinsternis kein großes Thema. Dabei hatRussland einen spektakulären Aussichtspunkt zu bieten, den 5642 Meterhohen Berg Elbrus im Kaukasus. Doch Reisen in die oftwolkenverhangenen Berge im Süden Russlands werden nicht angeboten.Die Moskauer Wissenschaftszeitung «Nauka i Schisn» (Natur und Leben)empfiehlt ihren Lesern, es lieber in der sonnensicheren StadtAstrachan am Kaspischen Meer oder gleich in der Türkei zu versuchen.In der sibirischen Steppe an der Nordgrenze der Mongolei wird dieSonnenfinsternis in der heraufziehenden Nacht zu Ende gehen.

Infogafik zur Sonnenfinsternis über Afrika und Mittelasien (Grafik: dpa)
Infogafik zur Sonnenfinsternis über Afrika und Mittelasien (Grafik: dpa)
dpa