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Archäologie Archäologie: Neue Tür in Cheops-Pyramide entdeckt

Von Anne-Beatrice Clasmann 17.09.2002, 06:28
Männliches Skelett aus einem Sarkophag, der in
Männliches Skelett aus einem Sarkophag, der in ZDF

Kairo/dpa. - Die Direktorin des Staatlichen MuseumsÄgyptischer Kunst in München, Sylvia Schoske, warf Hawwas und seinemTeam dagegen «Sensationsmache» vor. Die wissenschaftlichenErkenntnisse seien «fast gleich null», sagte der Direktor desÄgyptischen Museums Berlin, Dietrich Wildung. Er behauptete außerdem,dass Teile der angeblich live gesendeten Bilder schon vor Tagenaufgezeichnet worden seien.

Zahi Hawwas und die Forscher von «National Geographic» hatten dieKamera auf eine zweistündige Reise durch einen 20 mal 20 Zentimeterweiten Schacht geschickt, der in der Königinnenkammer beginnt und -wie der deutsche Ingenieur Rudolf Gantenbrink 1993 festgestellt hatte- nach 60 Metern mit einer Kalksteinplatte verschlossen ist, auf derzwei Kupfergriffe angebracht sind. Damit die Forscher und dieFernsehzuschauer in 141 Ländern live miterleben konnten, wie dieKamera durch das Loch kriecht und die ersten Bilder von dem liefert,was dahinter liegt, hatte der Roboter zuvor bereits ein kleines Lochin die Platte gebohrt. Hawwas stimmte der Bohrung nach eigenenAngaben erst nach reiflicher Überlegung zu, da er keine Schäden ander Pyramide riskieren wollte.

Doch alles lief glatt, und um fünf Uhr morgens war es schließlichso weit. Die winzige Kamera zeigte, dass sich hinter der Kupfergriff-Tür ein kleiner Hohlraum und noch eine weitere türähnlicheSteinplatte verbergen. Letztere ist jedoch nicht so glatt und intaktwie die erste Tür, sondern hat einige Risse. Auf ihrer Oberflächeglaubte Zahi Hawwas, Figuren erkennen zu können. Ob der Pharao Cheops(ca. 2600-2580 v. Chr.) hinter dieser Tür etwas verbergen ließ, oderob der leere Schacht von den Erbauern der Pyramide einfach aufgegebenund aus noch unbekannten Gründen verschlossen wurde, könne derzeitnoch niemand sagen. Wildung erklärte, der unbehandelte Stein, den dieKamera gezeigt habe, sei auf keinen Fall eine Tür. Die Erbauer derPyramiden hätten den Stein nur eingesetzt, um dem Schacht ein«anständiges Ende» zu setzen.

Hawwas wollte dagegen nicht ausschließen, dass der Quadereingesetzt wurde, um dahinter etwas zu verstecken. «Cheops hattediese Angewohnheit, Dinge zu verbergen», meinte er. Ob und wann diezweite Tür untersucht werden soll, ist noch nicht entschieden. Um denZuschauern, die das Spektakel am Bildschirm verfolgten, noch einenNervenkitzel zu bieten, hatte Hawwas in Gizeh außerdem vor laufendenKameras erstmals den Deckel eines 4500 Jahre alten Sarkophagsgeöffnet. Darin fand er allerdings keine Mumie, sondern das nachOsten ausgerichtete Skelett eines Mannes. Hawwas glaubt, dass es sichdabei um die sterblichen Überreste eines hohen Beamten aus der Zeitdes Pyramidenbaus handelt. Das Skelett soll demnächst im Laborgenauer untersucht werden.

Wildung behauptete, die Öffnung des Sarkophags mit dem Skelett unddie Bohrung durch die Steinplatte seien nicht live gewesen, sondernbereits vor Tagen erfolgt. «Das Publikum wurde an der Naseherumgeführt», fügte er hinzu. Der Chefredakteur des NationalGeographic Deutschland, Klaus Liedtke, wies die Vorwürfe Wildungszurück. «Das war kein Medienflop, sondern Forschung live.»Verantwortlich für das Projekt sei aber allein der «NationalGeographic Channel» mit Sitz in den USA gewesen. Ein Sprecher desZDF, das die «Pyramidennacht» am frühen Dienstagmorgen ausgestrahlthatte, erklärte, der Sender sei vor Ort nicht mit einem Redakteurvertreten gewesen.

Die Cheops-Pyramide ist mit ihren ursprünglich 146 Metern Höhe diegrößte der Pyramiden von Gizeh. Für den Bau wurden etwa zweieinhalbMillionen Stene aufeinander geschichtet.