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Burgenlandkreis Archäologie-Hunde suchen nach historischen Gräbern

Rund 1000 Jahre alte Skelette sollen sich noch auf dem Gelände der Altenburg bei Großwangen befinden. Bislang war die Suche ohne Erfolg. Jetzt kommen speziell trainierte Hunde zum Einsatz.

Von dpa 22.04.2023, 08:51
Hund Bonya ist auf Knochensuche in Großwangen.
Hund Bonya ist auf Knochensuche in Großwangen. Heiko Rebsch/dpa

Großwangen - Mit Hilfe speziell trainierter Hunde sind Archäologen am Wochenende auf dem Gelände der mittelalterlichen Altenburg bei Großwangen, einem Ortsteil von Nebra im Burgenlandkreis, im Einsatz gewesen. „Im Jahre 1925 wurde ein Gräberfeld mit zwölf Skeletten, elf Männer und ein fünf- bis sechsjähriges Kind, freigelegt“, sagte Projektleiter und Archäologe Felix Biermann vom Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt. „Damals hatte der Ausgräber noch weitere zerstörte Gräber erwähnt. Im Vorjahr wurde danach ohne Erfolg gegraben. Die Hoffnung ist, dass jetzt die Archäologie-Hunde anschlagen.“

Bei einer ersten Aktion am Samstag wurden zwei verdächtige Stellen identifiziert. Diese wurden daraufhin näher eingegrenzt. Insgesamt waren vier Hunde beteiligt. Bei einem zweiten Einsatz am Sonntag hätten die Hunde erneut eine starke Knochenwitterung aufgenommen, sagte Biermann. „Wir haben aber noch kein greifbares Ergebnis.“ In zwei Wochen soll es einen erneuten Anlauf geben.

Ansonsten gibt es keine Möglichkeit, weitere Gräber oder Knochenreste mit den üblichen Mitteln zu finden. Suchschnitte blieben bisher ergebnislos. Bei den damals gefundenen Skeletten lagen keine Beigaben, so dass auch die Suche mit einem Metallsuchgerät zwecklos ist. „Aber die Toten waren nach frühmittelalterlicher Sitte mit Steinplatten an den Köpfen und Füßen versehen. Deshalb dürften sie auch in die Zeit der Burg, also in das 10. Jahrhundert, gehören“, so Biermann.

Gesucht wurde auf einer Fläche von etwa 100 mal 100 Metern. „Die Hunde sind ausschließlich auf die Suche von menschlichen, skelettierten Knochen trainiert“, sagte der Leiter der „Archaeo-Dogs“ und Archäologe, Dietmar-H. Kroepel. Der bayerische Verein Archaeodogs arbeitet bundesweit mit insgesamt sieben Hunden ehrenamtlich. „Manchmal kann es sein, dass da auch nichts ist.“ Damit sei aber nicht zu rechnen, weil es da bereits Gräber gab. Sein Hund habe schon Knochen in einer Tiefe von 14,5 Meter aufgespürt. „Hier werden die Knochen voraussichtlich in einer Tiefe von 40 bis 60 Zentimeter liegen“, sagte Kroepel.

„Das ist kein reguläres Gräberfeld, zumal keine Frau darunter ist“, so Biermann. „Zwei Männer haben nach den anthropologischen Untersuchungen von Jörg Orschiedt schwere Kopfverletzungen, die sie aber überlebt haben. Möglicherweise war es das Massengrab einer Kriegergruppe“, sagte Biermann. „Wenn die Hunde Skelette oder Teile davon aufspüren, wäre das von großer Bedeutung. Bislang ist unbekannt, warum diese riesige Anlage mit enormem Aufwand gebaut, aber kaum genutzt wurde. Schon bald nach dem Jahr 1000 wurde das Vorhaben wieder aufgegeben.“

Im Vorjahr wurde auf dem Areal der Altenburg eine rund 1050 Jahre alte freistehende Mörtelmauer entdeckt, über 900 Meter lang und einst drei bis fünf Meter hoch. In diesem Jahr werden mächtige Wall-Grabenzüge untersucht, die der Burg an der Angriffsseite vorgelagert sind. Ungeklärt bleibt bislang, von wem und zu welchem Zweck dieser Aufwand betrieben wurde.

Gebäude sind von der Altenburg nicht mehr vorhanden. Von besonderem Interesse für die Forscher ist die Nähe der Altenburg zu Memleben, wo König Heinrich I. und sein Sohn, Kaiser Otto I., starben. Die Altenburg stand sicherlich in Beziehung zu diesem bedeutenden ottonischen Herrschaftszentrum.