Ansichtssache Ansichtssache: Finger in der Wunde

Halle/MZ. - Zumal, wenn es um politische Entscheidungen einer Partei geht, der der Autor selbst angehört und die die angeprangerten Missstände mit zu verantworten hat. Insofern erscheint das neue Buch des SPD-Abgeordneten und Gesundheitsexperten Karl Lauterbach - "Gesund im kranken System" - als ein einmaliges Werk.
Nun ist eingehende Selbstkritik nicht die Sache des Herrn Professor Karl Lauterbach. Auf vielen der 200 Text-Seiten lässt der 46-Jährige durchblicken, wie sehr er selbst durchblickt, ganz im Gegensatz zur politischen und medizinisch-fachlichen Mitwelt. Allerdings, und das ist frappierend, spießt der SPD-Abgeordnete die zentralen Mängel des teuren, aber ineffektiven deutschen Gesundheitswesens auf. Daneben bietet Lauterbachs Buch eine Art Ratgeber zur Überlebenshilfe. Welche Fragen muss sich der Patient stellen, um herauszubekommen, ob Arzt / Klinik / Krankenkasse kompetent / erfahren / kundenorientiert sind? Welche Rolle spielt Olivenöl für den Cholesterin-Haushalt? Wo befinden sich Kliniken mit Erfahrung bei Prostata-Operationen?
Und der SPD-Politiker entwirft Reformvorschläge - etwa: Eine honorierte Weiterbildung der Ärzte sei durch Zwangsabgaben der Pharmaindustrie zu finanzieren, Vorbeugeleistungen müssten in den Fokus ärztlicher Bemühungen treten. Der Professor weiß, wie's geht: Lauterbach, übernehmen Sie!