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Rechtsextremismus Angeklagter Knockout-51-Prozess: Wollten keine Linken töten

Sie sollen geplant haben, Linksextreme zu töten und einen Nazi-Kiez zu errichten. Ein mutmaßlicher Rädelsführer der Kampfsportgruppe „Knockout 51“ stellt die Sache aber ganz anders dar.

Von dpa Aktualisiert: 21.07.2025, 12:55
Der mutmaßliche Rädelsführer von „Knockout 51“ äußerte sich heute im Prozess. (Archivbild)
Der mutmaßliche Rädelsführer von „Knockout 51“ äußerte sich heute im Prozess. (Archivbild) Martin Schutt/dpa

Jena - Der mutmaßliche Rädelsführer der Kampfsportgruppe „Knockout 51“ hat wesentliche Vorwürfe der Anklage zurückgewiesen. So habe es nie das Ziel gegeben, Linksextreme zu töten, sagte der 26-Jährige vor dem Oberlandesgericht Jena. „Ich find's sehr abenteuerlich.“ Es sei immer um Eigenschutz gegen Überfälle aus der linken Szene gegangen. 

Anklage: Tödlicher Gegenangriff war geplant

Die Bundesanwaltschaft hatte ihm vorgeworfen, im September 2021 gemeinsam mit Anderen einen mutmaßlich bevorstehenden linken Überfall für einen tödlichen Gegenangriff nutzen zu wollen. Schlussendlich kam es aber in der Nacht zu keinen Auseinandersetzungen. 

Der Mann steht aktuell mit einem weiteren Mitglied und einem Unterstützer von „Knockout 51“ vor Gericht. Den drei Angeklagten wirft die Bundesanwaltschaft unter anderem die Beteiligung an beziehungsweise die Unterstützung einer kriminellen und später auch terroristischen Vereinigung vor. 

Angeklagter: Ich hatte immer ein Messer dabei

Der Angeklagte schilderte eine Zeit, in der es immer wieder Überfälle aus der linken Szene auf Rechtsextremisten gegeben hatte. Das habe bei ihm und anderen Mitgliedern der rechten Szene Angst ausgelöst. Er habe daher beispielsweise immer ein Messer bei sich geführt, um sich schützen zu können. In Eisenach seien er und andere Mitglieder von „Knockout 51“ in ein gemeinsames Viertel gezogen, um sich besser verteidigen zu können. 

Die Bundesanwaltschaft hatte der Vereinigung schon in einem früheren Verfahren vorgeworfen, einen sogenannten Nazi-Kiez in Eisenach errichten und dort als Ordnungsmacht agieren zu wollen. 

Politisches Ziel abgestritten

„Knockout 51“ habe darüber hinaus auch kein politisches Ziel gehabt, sagte der Angeklagte weiter. „In meiner persönlichen Wahrnehmung war der Sinn und Zweck Sport.“ Mindestens die Hälfte der Mitglieder sei apolitisch gewesen. Er selbst habe sich aber eine stärkere politische Ausrichtung gewünscht. Auch eine stramme Organisation habe es nicht gegeben, viele Entscheidungen seien im Kollektiv getroffen worden. 

Die Anklage stuft ihn hingegen als einen der Rädelsführer ein. Er soll Mitglieder angeworben und in der rechtsextremen Ideologie geschult haben. Außerdem soll er sogenannte Kiezstreifen geleitet und auf Demonstrationen gezielt die Auseinandersetzung mit der Polizei und politischen Gegnern gesucht haben. 

Bereits zweites großes Verfahren

Die laut Thüringer Verfassungsschutz rechtsextremistische Kampfsportgruppe „Knockout 51“ steht seit mehreren Jahren im Fokus der Justiz. Bereits im vergangenen Jahr wurden vier Mitglieder zu Haftstrafen zwischen zwei Jahren und zwei Monaten bis zu drei Jahren und zehn Monaten verurteilt. Damals hatte das Oberlandesgericht Jena den Vorwurf einer terroristischen Vereinigung verworfen. Er sei konstruiert gewesen, hatte der zuständige Richter gesagt. Die Bundesanwaltschaft ging daraufhin in Revision. 

Im Dezember 2023 kam es zu weiteren Festnahmen zweier mutmaßlicher Mitglieder und eines Unterstützers. Gegen diese drei Männer läuft das aktuelle Verfahren vor dem Oberlandesgericht. Die Gruppe ist nach Angaben des 26-Jährigen inzwischen aufgelöst.