Angebot in Augsburg Angebot in Augsburg: Anti-Stress-Seminar für Politessen
Augsburg/dpa. - "Wenn es kalt ist, sind die Leute besonders verbittert", weiß sie aus jahrelanger Erfahrung. Doch die Stadt möchte ihre mehr als 40 "Parkraumüberwacher" mit ihrer Belastung nicht im Regen stehen lassen und lädt sie regelmäßig zu Seminaren ein. Im Motivationstraining sollen die Politessen und ihre beiden männlichen Kollegen den richtigen Umgang mit Stress und aggressiven Autofahrern lernen.
Motivationstrainer Heinz Henn kennt die Probleme seines Auditoriums genau. Schon mehrfach hat er einige der Politessen bei ihrer Arbeit begleitet. Als eine der größten Belastungen sieht er den ständigen Lärm auf der Straße an. "45 bis 60 Dezibel sind sie auf der Straße täglich ausgesetzt, das wird von Fachleuten schon als gesundheitsgefährdend eingestuft", erzählt er seinen Zuhörern. Im Kampf gegen den Stress setzt Henn auf ungewöhnliche Methoden: Er empfiehlt, den Stress einfach laut heraus zu schreien. Beim Gedanken an diese Vorstellung beginnen einige der 20 Frauen und Männer zu lachen. Die Frage steht ihnen ins Gesicht geschrieben: Wie das wohl auf den Autofahrer wirkt?
So weit muss es aber aus Sicht von Henn erst gar nicht kommen. Schon allein durch Freundlichkeit lasse sich viel gewinnen. "Beginnen Sie Ihren Arbeitstag doch mal mit einem Lächeln, Sie werden sehen, es kommt zurück." Dem möchten aber die wenigsten zustimmen. Jahrelange Erfahrung hat die Politessen skeptisch gemacht. "Ein ehrliches Lächeln kommt nicht immer an beim Autofahrer", protestiert Beate Eisenberger. Eine Kollegin bestätigt: Lächeln werde oft als Ausdruck von Schadenfreude missverstanden.
Sind die Autofahrer wirklich so schwierig? Eine von ihnen hat schon so einiges an Beleidigungen eingesteckt: "Blöde Kuh!" oder "Wegelagerer!" waren da noch harmlos. Einmal hat sie sogar schon Anzeige erstattet. Die Beschimpfung von damals hat sie sichtlich getroffen, kaum mag sie die Worte wiederholen. "Aggressiv sind komischerweise nicht die, die verwarnt werden, sondern unbeteiligte Passanten", sagt eine Politesse mit zwölf Jahren Erfahrung. Viel hänge außerdem vom Wetter ab, sind sich alle einig. Auch in den hektischen Tagen vor Ostern oder Weihnachten häuften sich die Beschimpfungen.
Nicht alle Autofahrer belassen es bei dem Protest auf der Straße: Mehr als 100 Reklamationen gehen jeden Tag bei Arthur Buchwald und seinen Kollegen in der Beschwerdestelle der Stadt Augsburg ein. Bei 700 bis 1000 verteilten Knöllchen am Tag beschwert sich also mindestens jeder zehnte Autofahrer. Doch Buchwald ist seiner Arbeit keineswegs müde: "Wir könnten auch die doppelte und dreifache Anzahl an Strafzetteln haben, wenn wir jeden Straßenzug überwachen würden."