1. MZ.de
  2. >
  3. Panorama
  4. >
  5. Amtsgericht Cottbus: Amtsgericht Cottbus: Dennis starb schon Ende 2001

Amtsgericht Cottbus Amtsgericht Cottbus: Dennis starb schon Ende 2001

Von Peter Jähnel 24.06.2004, 14:02
Ein Streifenwagen der Polizei passiert ein Wohnhaus in Cottbus, in dem in einer Tiefkühltruhe ein totes Kind aufgefunden wurde. Die Leiche eines kleinen Jungen hat möglicherweise eineinhalb Jahre lang in der Tiefkühltruhe der elterlichen Wohnung gelegen. (Foto: dpa)
Ein Streifenwagen der Polizei passiert ein Wohnhaus in Cottbus, in dem in einer Tiefkühltruhe ein totes Kind aufgefunden wurde. Die Leiche eines kleinen Jungen hat möglicherweise eineinhalb Jahre lang in der Tiefkühltruhe der elterlichen Wohnung gelegen. (Foto: dpa) dpa

Cottbus/dpa. - Das Amtsgericht verkündete am Donnerstag auch gegen den36-jährigen Vater Haftbefehl wegen Körperverletzung mit Todesfolge.Der Mann hatte den Ermittlern erzählt, er habe mitbekommen, wie derJunge starb. Den arbeitslosen Eltern wird vorgeworfen, sich nichtgenug um ihr Kind gekümmert und dadurch seinen Tod verschuldet zuhaben. Dennis hatte neun Geschwister. Die Mutter hatte den Behördenden Tod ihres Kindes verheimlicht und behauptet, er sei imKrankenhaus und zur Kur. Weder Jugendamt, Sozialamt noch StaatlichesSchulamt hatten nach eigener Auskunft bis vergangene Woche Verdachtgeschöpft.

Massive Kritik an den Cottbuser Behörden hat dieCDU-Fraktionschefin im Landtag, Beate Blechinger, geübt. Diese hättenviel früher und energischer nach dem Verbleib des Kindes fragenmüssen, äußerte sie. Im Innenausschuss des Landtages forderte diePolitikerin ein Kinderschutzgesetz, um die Interessen der Kinder beieinem Konflikt mit ihren Eltern zu wahren. Der innenpolitischeSprecher der CDU-Landtagsfraktion, Sven Petke, sprach von einemSkandal. «Es kann nicht sein, dass über längere Zeit ein Kindverschwindet und sich die Behörden von der Mutter vertrösten lassen.Die Antworten aus Cottbus sind nicht ausreichend», sagte er nach derSitzung des Innenausschusses.

Auch Justizministerin Barbara Richstein (CDU) sprach sich für eineumfassende Klärung des Vorfalles aus. Sie sehe jedoch derzeit keineNotwendigkeit für eine Gesetzesänderung, sagte ihre SprecherinDorothee Stacke. Das SPD-geführte Jugendministerium kündigte an, imFall Dennis gemeinsam mit der Stadt Cottbus alle Abläufe in denÄmtern zu überprüfen. Der Bericht solle schon in der nächsten Wochevorliegen, sagte der Ministeriumssprecher Thomas Hainz.

Die erst bei einer Wohnungsdurchsuchung am Montag gefundeneKinderleiche sei bereits verwest gewesen, berichtete die CottbuserStaatsanwältin Cäcilia Cramer-Krahforst. Der Vater hatte eines Tagesden Stecker der Kühltruhe gezogen, nachdem ihm seine Frau von einemtechnischen Defekt berichtete. Der Junge sei nicht verhungert,sondern durch zu wenig oder falsche Ernährung erheblich geschwächtgewesen. Er sei möglicherweise an einem Infekt gestorben.

Die Mutter hatte der Polizei zunächst erzählt, dass der anDiabetes erkrankte Dennis sich an jenem Tag vor Weihnachten mitFieber und Krämpfen ins Bett legte. Als die Familie von einem Ausflugzum Weihnachtsmarkt zurück kam, sei er tot gewesen.