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Amokläufer hatte Hass als Motiv

21.09.2009, 13:47

Ansbach/dpa. - Der Amokläufer von Ansbach ist vier Tage nach seiner Tat aus dem künstlichen Koma erwacht. Dies teilte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft Ansbach am Montag mit. Der 18-Jährige habe aber noch nicht vernommen werden können.

Auch der Haftbefehl konnte ihm noch nicht eröffnet werden. Von der Vernehmung des Gymnasiasten erhoffen sich die Ermittler Hinweise auf das Motiv seines Amoklaufs am vergangenen Donnerstag an seiner eigenen Schule, dem Gymnasium Carolinum in Ansbach. Der Täter hatte einen Lehrer und neun Schüler teils schwer verletzt, ehe ihn die Polizei mit fünf Schüssen stoppen konnte. Dabei wurde er schwer verletzt.

Es sei unter den gelöschten Dateien auf den Computer des 18-Jährigen ein 80-seitiges Dokument gefunden worden, in dem in Einträgen vom April 2009 bereits von einem geplanten Amoklauf die Rede war, sagte Staatsanwalt Jürgen Krach am Montag bei einer Pressekonferenz. In dem 80-seitigen Dokument wurden schon in Einträgen vom Mai 2009 die später tatsächlich verwendeten Waffen erwähnt, sagte Staatsanwalt Jürgen Krach. Das Schreiben richtete sich an eine fiktive Ansprechpartnerin, sagte Oberstaatsanwältin Gudrun Lehnberger.

Der 18-Jährige hat aus Hass auf die ganze Menschheit und speziell auf die Institution Schule gehandelt. Dies sei aus der Auswertung seines Computers hervorgegangen, teilte die Oberstaatsanwältin weiter mit.

Er habe Angst gehabt, das Abitur nicht zu bestehen. Er habe zudem erwähnt, er hätte gern eine Freundin gehabt. Er erwähnte zudem, er sei in der sechsten Klasse verprügelt worden, keiner habe ihm geholfen. Mehrfach und ausdrücklich betonte er, seine Eltern seien nicht für die Tat verantwortlich. Der 18- Jährige habe nicht mehr leben wollen und einkalkuliert, bei der Tat getötet zu werden. Er trug während der Tat ein T-Shirt mit der Aufschrift «Made in School».Er habe sich durch die Mitschüler ungerecht behandelt gefühlt, er sei ausgegrenzt und nicht anerkannt worden. Auch habe er Angst vor einer schweren Krankheit gehabt.

Unterdessen hat die Schule am Montag versucht, zum normalen Schulbetrieb zurückzukehren. Mehr als 300 der insgesamt 700 Schüler kamen, um am Unterricht teilzunehmen oder mit Schulpsychologen zu sprechen. «Es hat in allen Klassen Unterricht stattgefunden. Ich nehme an, dass dabei auch über das schlimme Ereignis gesprochen wurde», sagte Schulleiter Franz Stark.

Am Sonntag hatten rund 1000 Menschen bei einem ökumenischen Gottesdienst in der Ansbacher St. Johannis-Kirche der bei dem Amoklauf Verletzten gedacht. Für die beiden schwer verletzten Mädchen, die Lehrer und Schüler sowie die Familie des Amokläufers entzündeten Teilnehmer Kerzen.

Der bayerische Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU) sprach den Betroffenen im Namen der bayerischen Staatsregierung sein Mitgefühl aus und zollte Lehrern und Helfern seinen Respekt. Dem Schulleiter Stark spendeten die versammelten Schüler, Lehrer, Eltern und Helfer zum Zeichen ihrer Solidarität spontanen Beifall.