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Albertville-Realschüler wieder unter einem Dach

18.05.2009, 16:06

Winnenden/dpa. - Knapp zehn Wochen nach dem Amoklauf an der Albertville-Realschule in Winnenden lernen die Schüler wieder unter einem Dach. Die nach dem Blutbad auf mehrere Standorte verteilten knapp 600 Schüler und 70 Lehrer bezogen am Montag einen Containerkomplex in Sichtweite ihrer alten Schule.

Das Gebäude soll laut einem Beschluss eines Arbeitskreises mit Vertretern von Schülern, Lehrern, Kultusverwaltung und Psychologen saniert und dann wieder bezogen werden. «Wir wollen alle wieder zurück in die Albertville-Realschule», beschrieb der Winnender Oberbürgermeister Bernhard Fritz die Stimmung in dem Gremium.

Die Elternbeiratsvorsitzende Annette Frik-Helber sagte: «Die Schüler und Eltern freuen sich sehr, ab heute wieder eine Schule zu sein.» Wichtig sei, dass alle Schüler und Lehrer sich nach der Trennung wiedersehen. Zu den Motiven für den geplanten Wiedereinzug in die alte Schule sagte sie mit Blick auf den Täter: «Er hat uns viel genommen, aber jetzt nicht auch noch unsere Schule. Diese Schule lassen wir uns nicht nehmen.» Die Eingänge zu den Containern werden mit Kameras überwacht. Auf Wunsch der Schüler gibt es mehr Polizeistreifen.

Wann genau die Schüler in das Gebäude zurückkehren, steht noch nicht fest. Es könnte noch Jahre dauern. Bis zum Sommer soll die Renovierung und Erweiterung der Albertville-Realschule «neuer Prägung» in groben Zügen geplant sein, so dass der Gemeinderat in Winnenden die entsprechenden Entscheidungen fällen kann. Im kommenden Jahr soll die Ausschreibung der Aufträge starten.

Die Kosten für die Übergangslösung auf einem Sportplatz von einer Million Euro trägt das Land zum Teil, sagte Regierungsschuldirektor Wolfgang Schiele. Das Land hat der Schule auch eine zusätzliche Lehrerausstattung von mehr als 50 Prozent zugebilligt, so dass die Schule jetzt 48 Stellen zur Verfügung hat. So kann bei Bedarf auch zu zweit unterrichtet werden. Zudem erhält die Schule eine feste Stelle für einen Schulpsychologen.

Der 17-jährige Tim K., ein ehemaliger Schüler, hatte am 11. März das Gebäude gestürmt und acht Schülerinnen, einen Schüler und drei Lehrerinnen erschossen. Auf seiner Flucht ermordete er drei weitere Menschen und tötete sich dann in Wendlingen selbst.

Die Pläne in Winnenden erinnern an das Vorgehen in Erfurt nach dem Schulmassaker am dortigen Gutenberg-Gymnasium vor sieben Jahren. Die Schule war mit zehn Millionen Euro renoviert und drei Jahre nach dem Amoklauf eines Ex-Schülers mit 16 Toten wiedereröffnet worden.