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AKW Fukushima AKW Fukushima: Japan stuft Atom-Gefahr nach höher

18.03.2011, 06:37
Kernkraftwerk Fukushima 1 (FOTO: DPA)
Kernkraftwerk Fukushima 1 (FOTO: DPA) TEPCO

Tokio/AFP. - Die Atomsicherheitsbehörde stufte die Vorfälle inzwischen zu einem «ernsten Unfall» der Stufe 5 herauf. Mit einer Schweigeminute wurde der wohl mehr als zehntausend Todesopfer im Nordosten des Landes gedacht.

Obwohl das Schlimmste in Fukushima bislang verhindert wurde, ist die Situation Experten zufolge noch nicht unter Kontrolle. «Wir haben seit 25 Jahren und der Tschernobyl-Katastrophe keine vergleichbare Woche erlebt», sagte William Nuttall von der britischen Universität Cambridge. Dem stellvertretenden Generalsekretär der französischen Atomaufsichtsbehörde (ASN), Olivier Gupta, zufolge bleibt die Situation ernst, da sich der Ausstoß radioaktiver Strahlung fortsetze.

Die japanische Atomsicherheitsbehörde bewertet die Ereignisse in Fukushima nun nicht mehr als «Unfall» der Stufe vier der Internationalen Bewertungsskala (INES), sondern als «ernsten Unfall» der Kategorie fünf, der dritthöchsten von sieben Stufen. Die Reaktorkatastrophe im ukrainischen Tschernobyl 1986 hatte Stufe sieben.

Regierungssprecher Yukio Edano zufolge gelang es bis Freitagnachmittag noch nicht, die Anlage wieder mit Strom zu versorgen. Die Arbeiten machten dennoch «Fortschritte». Nach Angaben der Betreiberfirma Tepco war eine Stromleitung fast fertig. Wenn das Akw wieder mit Strom versorgt wird, soll wieder Wasser in die Kühlbecken gepumpt werden können.

Die Kühlung sei «extrem wichtig», sagte der Chef der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), Yukiya Amano, in Tokio und sprach von einem «Wettlauf gegen die Zeit». Der durch das Erdbeben verursachte Stromausfall hatte zum Ausfall der Kühlsysteme in den Reaktoren geführt. Werden diese nicht wieder in Gang gebracht, droht eine Kernschmelze und die Freisetzung einer lebensbedrohlichen Menge Radioaktivität.

Die IAEA und Amano sehen sich indes angesichts des Krisenmanagements zunehmender Kritik ausgesetzt. Amano versicherte bei seinem Besuch in Japan, im Rahmen des Mandats der Behörde alles Nötige zu tun. Am Montag wolle er den IAEA-Gouverneursrat über seine Erkenntnisse in Japan informieren.

Im Nordosten Japans wurde um 14.46 Uhr - dem Zeitpunkt des Bebens vor einer Woche - der Toten gedacht. Durch das Beben und die Tsunamiwelle, die einer japanischen Studie zufolge mindestens 23 Meter hoch war, wurden neuen Angaben zufolge mehr als 6500 Menschen getötet, 10.300 Menschen werden noch vermisst. Die geringen Chancen, noch Verschüttete zu finden wurden zudem durch bittere Kälte gemindert.

Bei Temperaturen um den Gefrierpunkt leben zahllose Menschen in Notunterkünften ohne Strom, Gas und Wasser. Ein 15-köpfiges EU-Expertenteam flog am Freitag nach Tokio, um die EU-Hilfsbemühungen zu koordinieren. Die Kommission hatte vergangene Woche einen Krisenmechanismus aktiviert, über den Hilfen von Mitgliedsländern abgestimmt werden können.

Ungeachtet der Misere in vielen Gebieten versuchte Regierungschef Kan Zuversicht zu verbreiten. Japan werde diese «Tragödie» überstehen, sagte er in einer Fernsehansprache. «Wir befinden uns in einer Krisensituation, die unser Volk auf die Probe stellt.» Aber bereits nach dem Zweiten Weltkrieg habe sich Japan wieder aufgerichtet. Dies werde auch diesmal wieder gelingen.