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Airbus-Absturz in Ägypten Airbus-Absturz in Ägypten: Blackbox-Daten stützen Terrorvermutung

06.11.2015, 17:43
Teile der verunglückten Maschine im ägyptischen Hassana
Teile der verunglückten Maschine im ägyptischen Hassana AP Lizenz

Paris - Knapp eine Woche nach dem Flugzeugabsturz über der Sinai-Halbinsel mit 224 Todesopfern verdichten sich die Hinweise auf einen Terroranschlag. Die Auswertung der Flugschreiber der russischen Passagiermaschine stütze den Anschlagsverdacht, verlautete am Freitag aus Ermittlerkreisen in Paris. Russlands Präsident Wladimir Putin stoppte auf Anraten des Inlandsgeheimdienstes FSB alle Flüge nach Ägypten, wie ein Kreml-Sprecher in Moskau mitteilte. Die Aufzeichnungen des Flugdatenschreibers und des Stimmenrekorders deuteten auf einen „brutalen, plötzlichen“ Absturz des Airbus hin, sagte ein Ermittler in Paris der Nachrichtenagentur AFP.

Sowohl die Daten der Instrumente als auch die Gespräche seien bis zur 24. Minute völlig unauffällig gewesen, hieß es. Dann hätten die beiden Geräte auf einen Schlag nicht mehr funktioniert. Die Maschine der russischen Fluggesellschaft Metrojet war am vergangenen Samstag nach dem Start in Scharm el Scheich abgestürzt. Keiner der 224 Insassen überlebte. Dem Team, das nach der Absturzursache sucht, gehören Experten aus Russland, Ägypten, Frankreich und Deutschland an. Der Chef der zuständigen ägyptischen Ermittler kündigte für Samstag eine Pressekonferenz an. Mit dem Einstellen des Flugverkehrs nach ganz Ägypten reagierte Putin auf die Empfehlung von FSB-Chef Alexander Bortnikow. Dies sei notwendig, „bis wir die wahren Gründe für die Geschehnisse herausgefunden haben“, sagte Bortnikow nach einem Treffen des nationalen Anti-Terror-Komitees. Bis zum Freitag hatte Moskau Mutmaßungen über eine Bombe als Absturzursache noch als „Spekulation“ bezeichnet.

Experten von Bombe an Bord überzeugt

Laut russischem Tourismusverband halten sich derzeit 45.000 russische Touristen in Ägypten auf, die Hälfte davon in Scharm el Scheich. Aus britischen und US-Geheimdiensten war schon in den vergangenen Tagen der Verdacht verlautet, es könne eine Bombe an Bord des Flugzeugs geschmuggelt worden sein. Die britische Zeitung „The Times“ berichtete am Freitag, die britischen und US-Geheimdienste hätten Gespräche zwischen Dschihadisten der Organisation Islamischer Staat (IS) in Syrien und in Ägypten abgefangen. „Der Ton und der Inhalt der Mitteilungen überzeugten die Experten, dass eine Bombe von einem Passagier oder von einem Mitglied des Flughafenpersonals an Bord gebracht wurde“, hieß es in dem Bericht.

Nach Informationen der BBC gehen die Sicherheitsbehörden davon aus, dass ein Verdächtiger mit Zugang zum Frachtraum die Bombe kurz vor dem Abflug der Maschine dort platzierte. Der ägyptische IS-Ableger hatte am Mittwoch erneut erklärt, er habe die Maschine zum Absturz gebracht. Am Freitag warteten in Scharm el Scheich tausende britische Touristen weiter auf einen Rückflug in die Heimat. Großbritannien hatte am Mittwoch zunächst alle Flüge von und nach Scharm el Scheich gestoppt, am Donnerstag gab es dann grünes Licht für die Rückflüge.

Chaos an Flughäfen

Die ägyptischen Behörden erlaubten am Freitag jedoch lediglich acht der insgesamt 29 geplanten Flüge nach Großbritannien. Als Grund nannte Luftverkehrsminister Hussam Kamal die Vorgabe der Fluglinien, dass Passagiere nur ihr Handgepäck mitnehmen dürfen. Der Flughafen sei nicht in der Lage, mehr als 120 Tonnen zurückgelassenes Gepäck unterzubringen. Die Wartenden reagierten wütend. Die beiden ersten Easyjet-Maschinen landeten am Freitag mit jeweils rund 180 britischen Touristen an Bord in London. „Ich bin so dankbar, mit meiner Familie wieder zu Hause zu sein. Ich habe nicht geglaubt, dass wir zurückkommen“, sagte die 34-jährige Emma Turner am Flughafen Gatwick.

US-Heimatschutzminister Jeh Johnson verlangte derweil von einigen Flughäfen in der Region verschärfte Sicherheitsvorkehrungen für Flüge in die USA. Washington habe als vorübergehende Vorsichtsmaßnahme „eine bestimmte Zahl an vorübergehenden Verschärfungen identifiziert“, welche die Sicherheit von Flügen in die USA beträfen, teilte Johnson in Washington mit. Es gehe um eine Ausweitung der Kontrollen der Fracht von Flugzeugen. (afp)