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Immobilien Adler erhöht Mieten und steigt aus Berliner Wohn-Bündnis aus

11 Prozent in drei Jahren - diese freiwillige Grenze bei Mieterhöhungen haben sich die teilnehmenden privaten Unternehmen im Berliner Wohnungsbündnis auferlegt. Zu wenig, sagt nun die Adler-Gruppe - und dreht an der Preisschraube.

Von dpa 15.08.2023, 15:18
Blick auf Mehrfamilienhäuser in der Innenstadt.
Blick auf Mehrfamilienhäuser in der Innenstadt. Julian Stratenschulte/dpa/Symbolbild

Berlin - Der Immobilienkonzern Adler erhöht in Berlin die Mieten und steigt daher aus einem Bündnis aus, das solche Erhöhungen einschränken sollte. Der Senat reagierte am Dienstag mit Bedauern auf die Entscheidung - nicht zuletzt, weil die Mieterhöhungen durchaus kräftig ausfallen. Im Bündnis für Wohnungsneubau und bezahlbares Wohnen wurde im Juni 2022 verabredet, dass die privaten Wohnungsunternehmen im Bündnis die Mieten maximal um 11 Prozent in drei Jahren erhöhen - das reicht Adler aber offenbar nicht aus.

Gesetzlich möglich sind in Berlin bis zu 15 Prozent in drei Jahren. Die ortsübliche Vergleichsmiete des Mietspiegels darf grundsätzlich nicht überschritten werden. Um wie viel Prozent Adler die Mieten erhöht, teilte das Unternehmen nicht mit. Mehrere Medien berichteten in den vergangenen Tagen, dass der Konzern die Kappungsgrenze von 15 Prozent in zahlreichen Fällen komplett ausnutzen will.

„Die Entscheidung eines der großen Wohnungsunternehmen in Berlin, das Bündnis für Wohnungsneubau und bezahlbares Wohnen in Berlin zu verlassen, nehme ich mit Bedauern zur Kenntnis“, sagte der Regierende Bürgermeister Kai Wegner (CDU) zur Adler-Entscheidung. „Das Bündnis wird nur dann Erfolg haben, wenn sich alle Partner an die Selbstverpflichtungen und gemeinsam getroffene Vereinbarungen halten“, so der CDU-Politiker weiter.

Zum Bündnis gehörten bisher mit Adler und Vonovia nur zwei große private Wohnungsunternehmen. Als Vertretung auch privater Unternehmen hat zudem der Verband Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen (BBU) die Vereinbarung unterzeichnet. Er vertritt landeseigene, private, genossenschaftliche und kirchliche Wohnungsunternehmen. Die Adler Group hielt Ende 2022 gut 26.000 Mietwohnungen, davon etwa 17.000 in Berlin.

Die Anpassung der Mieten sei nach einer Gesamtbetrachtung der Interessen von Stakeholdern, Aktionären, Gläubigern und Mietern erforderlich, teilte eine Adler-Sprecherin am Dienstag mit. In der Konsequenz trete die Unternehmensgruppe aus dem Berliner Bündnis für Wohnungsneubau und bezahlbares Wohnen aus.

„Das Bündnis dient dem Wohnungsneubau und dem besseren Schutz der Mieterinnen und Mieter. Wer nicht bereit ist, sich an die getroffenen Vereinbarungen zu halten, kann nicht Teil des Bündnisses sein“, sagte Stadtentwicklungssenator Christian Gaebler (SPD). Zu einer Ankündigung des Unternehmens Adler, auf einzelne Mieter Rücksicht zu nehmen, sollten die Erhöhungen sie überfordern, sagte der Senator: „Ich halte das für dringend notwendig und für eine Selbstverständlichkeit.“

Die Adler Gruppe steckt tief in der Krise. Adler war ins Visier der Finanzaufsicht Bafin geraten, nachdem die Immobiliengesellschaft im Oktober 2021 erstmals unter Druck des Leerverkäufers Fraser Perring gestanden hatte. Er hatte schwere Vorwürfe gegen Adler erhoben, es ging unter anderem um die Bewertung von Immobilienprojekten. Leerverkäufer verkaufen in der Hoffnung auf fallende Kurse geliehene Aktien, um sie später zu einem niedrigeren Preis zurückzukaufen.

Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG verweigerte Adler später das Testat für die Bilanz 2021. Im vergangenen Jahr schrieb die Adler Gruppe einen Verlust von rund 1,7 Milliarden Euro. Im April gab ein Gericht dem Konzern grünes Licht für eine Umstrukturierung.