Absturz von Germanwings-Flug 4U9525 Absturz von Germanwings-Flug 4U9525: Keine Bestätigung für psychische Probleme des Copiloten

Paris/Düsseldorf - Am 17. April soll im Kölner Dom mit einem Gottesdienst und einem staatlichen Trauerakt der Opfer des Flugzeugabsturzes mit 150 Toten vom Dienstag gedacht werden. Erwartet werden dazu neben Bundespräsident Joachim Gauck und Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) auch Vertreter aus Frankreich, Spanien und anderen Ländern, aus denen die Opfer der Flugkatastrophe stammten.
Im westfälischen Haltern, wo um insgesamt 18 Opfer getrauert wird, soll es am Mittwoch (1. April) einen öffentlichen Gottesdienst geben. 16 Schüler und zwei Lehrerinnen des örtlichen Gymnasiums waren bei dem Absturz der Germanwings-Maschine ums Leben gekommen.
Copilot soll Flugzeug absichtlich gegen Felswand gesteuert haben
Nach bisherigen Ermittlungen soll der 27-jährige Copilot die Airbus-Maschine am Dienstag auf dem Flug von Barcelona nach Düsseldorf mutwillig in ein Bergmassiv nordöstlich von Marseille gesteuert haben. Dabei kamen alle 150 Insassen des Fliegers ums Leben. Über die Motive des Mannes wird weiterhin gerätselt.
Genauere Erkenntnisse über das Geschehen im Cockpit vor dem Absturz erhoffen sich die Experten vor allem vom zweiten Flugschreiber, der immer noch am Absturzort gesucht wird. Dort sichern Bergungskräfte auch die sterblichen Überreste der Opfer des Absturzes. Rechtsmediziner arbeiten an der Identifizierung derer, die schon ins Tal gebracht wurden.
Der Copilot hatte nach Erkenntnissen der Ermittler vor seinem Arbeitgeber Germanwings eine Erkrankung verheimlicht. Die Fahnder entdeckten in der Wohnung des 27-Jährigen „zerrissene, aktuelle und auch den Tattag umfassende Krankschreibungen“, wie die Staatsanwaltschaft Düsseldorf am Freitag mitteilte. Über die Art der Erkrankung wurde nichts mitgeteilt, die Ermittler hatten aber nach Hinweisen auf ein psychisches Leiden gesucht. Ein Abschiedsbrief oder ein Bekennerschreiben wurden nicht gefunden.
Offizielle Bestätigung für psychische Probleme fehlt
Nachdem am Freitag bereits die „Bild“-Zeitung über starke psychische Probleme des Copiloten berichtet hatte, gab es am Samstag weitere Berichte mit Details dazu. Eine offizielle Bestätigung dafür fehlte aber weiterhin. Das Luftfahrtbundesamt in Braunschweig überprüfte nach Angaben seines Sprechers die Personalakte des Germanwings-Copiloten. „Wir haben Einsicht in die Unterlagen genommen und die Erkenntnisse mündlich an die Staatsanwaltschaft gegeben“, sagte Holger Kasperski. „Mehr gibt es dazu aktuell nicht zu sagen“, fügte er hinzu. Andernfalls seien die Ermittlungen gefährdet.
Auch einen sogenannten SIC-Eintrag in der Personalakte wollte der Sprecher nicht bestätigen. Ein solcher Eintrag steht für besondere regelhafte medizinische Untersuchungen.
Kannte Region seit seiner Jugend
Der Copilot soll die Unglücksregion in den französischen Alpen seit seiner Jugendzeit gekannt haben. Er sei mit seinen Eltern dorthin gekommen, berichtete Francis Kefer vom Flugfeld in Sisteron am Samstag dem französische Sender iTele. Diese hätten zwischen 1996 und 2003 mit ihrem Segelflugclub aus Montabaur Flüge in der Gegend unternommen. Sisteron liegt gut 40 Kilometer westlich der Absturzstelle.
Eine Lufthansa-Sprecherin bestätigte indes einen „Tagesspiegel“-Bericht, wonach der Konzern den Angehörigen der Opfer eine Soforthilfe zahlen will. „Lufthansa zahlt bis zu 50 000 Euro pro Passagier zur Deckung unmittelbarer Ausgaben“, zitierte die Zeitung einen Germanwings-Sprecher. In der Nähe der Absturzstelle eröffnete Germanwings am Samstag ein Betreuungszentrum für Angehörige. In großen deutschen Tageszeitungen bekundeten die Lufthansa und ihre Tochter Germanwings den Hinterbliebenen der Absturzopfer ihre Anteilnahme mit ganzseitigen Anzeigen.
Airbus-Chef kritisiert Talkshows
Der Vorstandsvorsitzende des Luftfahrtunternehmens Airbus, Tom Enders, übt derweil scharfe Kritik an den Fernseh-Gesprächsrunden über den Absturz des Germanwings-Flugzeugs. „Was wir kritisch hinterfragen sollten, ist das Unwesen, das manche 'Experten' vor allem in TV-Talkshows treiben“, sagte Enders der „Bild am Sonntag“. „Teilweise wurde dort ohne Fakten spekuliert, fantasiert und gelogen“, sagte Enders. „Oft hanebüchener Unsinn. Das ist eine Verhöhnung der Opfer.“ Piloten verdienen auch weiter unser Vertrauen“, sagte Enders. „Ein schwarzes Schaf macht noch keine Herde.“ Piloten seien in der Regel „sehr zuverlässig“ und „erstklassig ausgebildet“. (dpa)

