Absturz von Germanwings-Flug 4U9525 Absturz von Germanwings-Flug 4U9525: Copilot fürchtete angeblich wegen Augenleiden um Lizenz

Köln - Der Gesundheitszustand von Co-Pilot Andreas L. steht bei der Suche nach einem Motiv für den gezielten Absturz des Germanwings-Airbus im Mittelpunkt. Nach einem Bericht der „Bild am Sonntag“ soll der 27-Jährige um seine Fluglizenz gefürchtet haben, da er unter Sehstörungen litt. Der „BamS“ zufolge litt L. in jüngster Zeit unter Sehstörungen und soll deshalb auch in ärztlicher Behandlung gewesen sein. Er soll sich wegen einer möglichen Netzhautablösung gesorgt und gefürchtet haben, beim nächsten Medizin-Check im Juni seine Pilotentauglichkeit zu verlieren. Ob die Sehprobleme tatsächlich organischer oder psychosomatischer Natur waren, soll laut „BamS“ derzeit aber unklar und Gegenstand von Ermittlungen sein.
Lufthansa weiß nichts von Augenproblemen
Die Lufthansa weiß nach eigenen Angaben nichts von irgendwelchen psychischen oder anderen Erkrankungen des Piloten, der ein Germanwings-Flugzeug absichtlich zum Absturz gebracht haben soll. „Wir haben da keine eigenen Erkenntnisse“, sagte ein Firmensprecher am Sonntag. Allerdings wurden Zeitungsberichte, nach denen der 27-jährige Co-Pilot Andreas L. Augenprobleme gehabt habe, von der Lufthansa indirekt angezweifelt. Wenn beim jährlichen Medizin-Check bei Piloten gravierende Seh-Probleme festgestellt würden, habe das Folgen für deren benötigte Flugtauglichkeitsvermerk. Im Falle des Unglücksfluges waren aber „beide Piloten ... medizinisch freigeschrieben“, erklärte die Lufthansa-Tochter Germanwings.
Umfeld des Co-Piloten steht im Fokus
DNA von 78 Menschen gesichert
Umfeld des Co-Piloten steht im Fokus
L. soll die Germanwings-Maschine von Barcelona nach Düsseldorf nach Einschätzung der Ermittler absichtlich in den französischen Alpen zum Absturz gebracht haben. Bestätigt ist, dass L. für den Tag des Fluges eigentlich krank geschrieben war. Dies soll er seinem Arbeitgeber aber verheimlicht haben. Der Leiter einer französischen Gendarmerie-Delegation bei der Polizei in Düsseldorf, Jean-Pierre Michel, sagte der Nachrichtenagentur AFP, die „Persönlichkeit“ von L. sei eine „ernsthafte Spur“ in den Ermittlungen.
Es sei aber noch kein „spezielles Element“ im Leben von L. - wie Liebeskummer oder berufliche Probleme - identifiziert worden, das dessen mögliches Verhalten erklären könne. Das Umfeld von L. stehe im Moment aber besonders im Fokus.
Die „Bild am Sonntag“ veröffentlichte weitere Einzelheiten der vom Stimmenrekorder aufgezeichneten letzten Minuten an Bord des Airbus A320. Demnach soll der ausgesperrte Pilot gerufen haben, „mach die verdammte Tür auf“. Auch Schreie der Passagiere seien zu hören gewesen, bevor das Flugzeug dann an einem Bergmassiv zerschellte.
DNA von 78 Menschen gesichert
Nach Angaben des Staatsanwalts von Marseille, Brice Robin, sicherten die Ermittler inzwischen die DNA von 78 Menschen. Diese solle zur Identifizierung der Toten mit DNA-Proben von Familienangehörigen abgeglichen werden. Laut „BamS“ wurden auch Leichenteile des Co-Piloten gefunden, diese seien bereits durch einen DNA-Abgleich identifiziert worden. Nach Angaben von Robin wurde nach wie vor nicht die zweite Blackbox gefunden. Bis Montagabend soll nun ein Fahrweg für Geländefahrzeuge zur Unglückstelle angelegt werden. Diese kann in dem abgelegenen Gebiet bisher nur per Hubschrauber erreicht werden. Mit Hilfe der Straße sollen leichter größere Trümmerteile abtransportiert werden.
Am 17. April soll nach Angaben der nordrhein-westfälischen Landesregierung eine zentrale Trauerfeier für die Absturzopfer im Kölner Dom stattfinden. Daran sollen auch Bundespräsident Joachim Gauck und Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) teilnehmen. (afp)
