1. MZ.de
  2. >
  3. Panorama
  4. >
  5. Absturz nach Unglücks-Manöver: Absturz nach Unglücks-Manöver: "Das Flugzeug verfolgt mich"

Absturz nach Unglücks-Manöver Absturz nach Unglücks-Manöver: "Das Flugzeug verfolgt mich"

29.06.2014, 07:29
An eine Leitplanke direkt neben dem Absturzkrater in Olsberg legt Anwohnerin Brigitte Sulzmann am 27.06.2014 Blumen und Kerzen
An eine Leitplanke direkt neben dem Absturzkrater in Olsberg legt Anwohnerin Brigitte Sulzmann am 27.06.2014 Blumen und Kerzen dpa Lizenz

Olsberg - An einer Leitplanke direkt neben dem Absturzkrater haben Anwohner einige Blumen abgelegt. Brigitte Sulzmann steckt eine Kerze an. „Wenn es einen Herrgott gibt, dann kann man nur „Danke“ sagen“, sagt sie. Dass die beiden Piloten bei dem Absturz gestorben sind, sei tragisch. „Aber dass sonst niemandem etwas passiert ist, grenzt an ein Wunder.“ So wie Sulzmann erfassen die meisten Einwohner des 550-Seelen-Dorfes Elpe erst Tage nach dem Absturz eines Learjets, wie knapp sie wohl einer Katastrophe entgangen sind.
Noch deutlich unter dem Eindruck der Ereignisse steht Rudolf Beule. Der 73 Jahre alte Landwirt hatte das Unglück von einem Acker außerhalb des Dorfes mitbekommen. Er habe dann die geräuschlos segelnde Unglücksmaschine im Dorf verschwinden sehen. „Und dann den Feuerball und die Rauchwolke.“

„Wir haben einfach großes Glück gehabt“

Er habe das Schlimmste befürchtet und sei ins Dorf zurückgefahren. „Ich wusste ja nicht, was mich dort erwartet.“ Als er auf seinem nur 100 Meter neben der Absturzstelle liegenden Hof seine Tochter und Enkel unversehrt vorfand, sei er „einfach nur noch in Tränen ausgebrochen“, berichtet Beule. Er werde sich wohl noch psychologische Hilfe holen müssen. „Ich kann nicht mehr schlafen, das Flugzeug verfolgt mich immer.“

Der Elper Ortsvorsteher Willy Judith (SPD) hat solch eine Stimmung im Dorf noch nie erlebt. „Am Montag standen alle unter Schock“, sagt er. Als dann Details über das Bundeswehr-Manöver, das zu dem Absturz geführt hat, bekanntwurden, seien die meisten wütend gewesen. „Und jetzt sind wir vor allem dankbar, dass nichts Schlimmeres passiert ist.“
„Unfassbares Glück“, das sagt auch Wolfgang Klauke, der ebenfalls in der Nähe der Absturzstelle wohnt. „Unser Schutzengel hat Überstunden gemacht. Da werden wir wohl noch lange mit zu tun haben“, sagt der 74-Jährige, während er an der provisorischen Gedenkstätte zwischen den beiden Wiesen steht. „Ich habe beim Tischler ein kleines Kreuz in Auftrag gegeben. Egal, ob die das Flugzeug noch hierher gesteuert haben oder ob es einfach nur Glück war, dass sonst niemandem etwas passiert ist; das haben die beiden Piloten verdient.“ (dpa)

Anwohnerin Sabina Rouschu zeigt auf ein Trümmerteil in Olsberg (Nordrhein-Westfalen) nahe der Absturzstelle. Ein Flugzeug-Absturz reißt ein ganzes Dorf aus dem Alltag.
Anwohnerin Sabina Rouschu zeigt auf ein Trümmerteil in Olsberg (Nordrhein-Westfalen) nahe der Absturzstelle. Ein Flugzeug-Absturz reißt ein ganzes Dorf aus dem Alltag.
dpa Lizenz