Abiturfeier in Oslo Abiturfeier in Oslo: Schülerinnen wollen Luxusfete mit Pornos finanzieren

Oslo/dpa. - Porno-Verträge von Osloer Abiturientinnen und einemenschenverachtende Attacke feiernder Schulabgänger auf einkrebskrankes Mädchen haben die norwegischen Abiturfeiern in dieSchlagzeilen gebracht. Wie die Polizei in Froland in Südnorwegen amMontag bestätigte, wird gegen sechs junge Frauen ermittelt, weil sie eine 14 Jahre alte krebskranke Mitschülerin mit Senf bewarfen, mitEssig bespritzten und ihr außerdem den Schlauch für eineMorphin-Infusion vom Körper rissen.
In der Vorwoche hatten die Osloer Medien breit über 26Abiturientinnen berichtet, die Geld für die traditionell mehrwöchigen und extrem aufwendigen Abiturfeiern durch eine Porno-Produktion auftreiben wollten. Zwei Schülerinnen verpflichteten sich dabei vertraglich zu «hartem Sex» mit einem männlichen Profi-Darsteller namens Rocco Hansen in dem für die Festperiode von ihnen genutzten Bus. Die Sex-Filmer hatten sich auch das Recht gesichert, alle der 18- bis 20-jährigen Mädchen vor der Kamera über ihr Sexleben und ihre sexuellen Fantasien auszufragen. Der Vertrag wurde nach massiven öffentlichen Protesten annulliert.
Als Kosten für die gut dreiwöchige Festperiode nannten dieSchülerinnen umgerechnet 2000 Euro pro Nase. Wie überall in Norwegen üblich, hatten sie sich unter anderem einen Bus beschafft (16 000 Euro), diesen mit einer aufwendigen Soundanlage ausgestattet (6000 Euro), einen Fahrer angeheuert (2500 Euro), speziell gefertigte Abi-Kleidung gekauft (je 300 Euro) sowie Geld für Alkohol, Essen und Eintrittskarten zu Festen (je 350 Euro) auf die Seite gelegt. InZeitungsberichten wurden diese Beträge als «normal» bezeichnet. Nach einer Berechnung der Zeitung «Dagbladet» legen die Abiturienten in ganz Norwegen in diesem Jahr 165 Millionen Kronen (20 Millionen Euro)für die Abiturfeiern auf den Tisch.
Neben den hohen Kosten und dem über mehrere Wochen exzessivenAlkoholkonsum werden in Norwegen in diesem Jahr intensiver als sonst die von Festgruppen aufgestellten «Hitlisten» mitAufforderungen zu möglichst bizarren Aktionen debattiert. In der von der Zeitung «Aftenposten» veröffentlichten «Benimmliste des Jahres» waren unter 100 Vorschlägen knapp die Hälfte entweder Aufforderungen zu Rekordleistungen im Trinken oder zu sexuellen Aktivitäten.
Zu den knapp 100 Jahre alten Traditionen der Abiturfeiern inNorwegen gehört auch die abschließende Teilnahme an den Umzügen am Nationalfeiertag, dem 17. Mai, unter anderem zum Landsitz Skaugum der Königsfamilie. Nachdem im letzten Jahr Abiturienten Feuerwerkskörper in einem Kinderumzug zündeten, hat ihnen die Polizei in diesem Jahr die Teilnahme verboten.
«Schade, dass bei der Aufregung um das viele Geld, Alkohol undRadau die schönen Seiten der Abiturfeiern vergessen werden», meint eine Osloerin, deren Abitur zehn Jahre zurückliegt. Damals wie heute würden viele Abiturienten bei ihren Feiern Kindergärten besuchen und einfach Süßigkeiten verteilen.