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Abenteurer Abenteurer: Solo-Ballonflug um die Erde ist geglückt

02.07.2002, 13:59
Steve Fossett in der Gondel seines Ballons
Steve Fossett in der Gondel seines Ballons AFP/POOL GAME

Sydney/dpa. - US-Abenteurer Steve Fossett hat es im sechsten Anlauf geschafft: 13 Tage und mehr als 12 Stunden nach dem Start inAustralien umrundete der 58-Jährige am Dienstag als erster Mensch mit einem Heißluftballon alleine die Erde. Am späten Abend (Ortszeit) überquerte der Millionär nach mehr als 31 200 Kilometern über dem Westen des Fünften Kontinents den 117. Längengrad, der als «Ziellinie» galt. «Er hat es gepackt. Das ist so toll. Wir sind völlig aus dem Häuschen», sagte eine Sprecherin des Boden-Kontrollzentrums in St. Louis (US-Bundesstaat Missouri).

Allerdings wolle Fossett aus Sicherheitsgründen erst am Mittwochbei Sonnenaufgang landen. Voraussichtlich werde er mit seinem Ballon«Spirit of Freedom» (Geist der Freiheit) nahe der südaustralischenStadt Cainuga auf halben Wege zwischen Perth und Adelaideniedergehen, unweit der Grenze zwischen den Bundesstaaten West- undSüdaustralien. Zuletzt war der Abenteurer in einer Höhe von 8229Metern und einem Tempo von 96 Stundenkilometern unterwegs.

Noch am Dienstagmorgen hatten kräftige Luftströmungen für Unruheunter der Kontrollmannschaft gesorgt. Zeitweise war sogar damitgerechnet worden, dass Fossett über Australien hinausfliegt unddanach in Neuseeland landen müsse. «Das ist jetzt anders. Jetzt istes die Region Nullabor Plain, aber es ist sehr schwer, vorauszusagen,wo er genau landen wird», sagte Sprecher Jerome Cephas.

Dank günstiger Wetterbedingungen hatte der frühere Börsenmaklerdie Gesamtstrecke sechs Tage schneller als geplant zurückgelegt. Nachdem Start im westaustralischen Northam am 19. Juli führte ihn dieReise quer über den Fünften Kontinent, den Pazifik, über die Andenund den Südpol. Danach überfuhr der auf seiner Reise Richtung OstenAfrika und den Indischen Ozean. Bei seinem vorangegangenenWeltumrundungsversuch im vergangenen August war im Süden BrasiliensEndstation, wo er wegen Gewittern und Müdigkeit notlanden musste.

Immer wieder musste der 58-Jährige aber auch diesmal mit widrigenUmständen kämpfen. So brachte ein Windwirbel den silbrigen, 55 Meterhohen Spezialballon kurz vor der Küste Chiles beinahe vom Kurs ab. ImSchnitt blieben ihm gerade einmal sechs Stunden Schlaf pro Nacht.Dennoch: «So viel Schlaf habe ich bei meinen Ballonfahrten noch niebekommen», gab Fossett zwischendurch freudig zu Protokoll.

Der Chicagoer Multimillionär brauchte neben Glück, Fleiß undEnergie auch viel Geld für seine Unternehmen: Trotz der Unterstützungeiner amerikanischen Brauerei musste Fossett einen Großteil seinesVermögens in das Projekt stecken. Seine Rekordversessenheit dürfteinzwischen Millionensummen verschlungen haben. Den Ballonfahrertraumverfolgt er seit elf Jahren. Zwischendurch bestieg er den MountEverest, durchschwamm den Ärmelkanal und suchte bei einemHundeschlittenrennen über fast 2000 Kilometer Bestätigung.

Kostspielig war auch die verbesserte Konstruktion seines Ballonsund der Kapsel von der ungefähren Größe eines Toilettenhäuschens, diemit einem Druckausgleichssystem ausgerüstet ist. Wenn sie wiedersicher auf dem Boden ist, steht für Fossetts enge Unterkunft derweilein Ehrenplatz bereit: Sie soll im Smithsonian Institut in der US-Hauptstadt Washington direkt neben der legendären Maschine «Spirit ofSt. Louis» ausgestellt werden, in der Charles Lindbergh vor 85 Jahrenals erster Mensch im Alleinflug den Atlantik überquerte.

Als erstes Team hatten der Schweizer Bertrand Piccard und derBrite Brian Jones im März 1999 den Globus in 20 Tagen im Ballonumrundet und 40 800 Kilometer zurückgelegt. Trotz der erzwungenenLandung im August 2001 hatte Fossett mit 20 000 Kilometern immerhinden bislang längsten Alleinflug im Ballon geschafft.