Verkehr 46 statt 29 Euro: Geplantes Azubi-Ticket wird teurer
Ein 29-Euro-Ticket für Schüler und Azubis, gültig in ganz Niedersachsen – so lautete das Vorhaben von SPD und Grünen zu Beginn ihrer Koalition. Mittlerweile kommen die Pläne stark verändert daher.

Hannover - Das vergünstigte Azubi-Ticket in Niedersachsen soll kommen – allerdings in abgespeckter Form. Anders als von SPD und Grünen im Koalitionsvertrag angekündigt, prüft die Landesregierung derzeit eine Variante für rund 46 Euro im Monat statt 29 Euro. Zudem soll das Nahverkehrs-Ticket, sofern es überhaupt eingeführt wird, nur für Auszubildende und Freiwilligendienstleistende gelten und nicht auch für Schülerinnen und Schüler – dafür jedoch bundes- und nicht nur landesweit. Das teilte das Verkehrsministerium der Deutschen Presse-Agentur mit.
„Auszubildende müssen sich Mobilität leisten können. Dafür werden wir uns einsetzen“, kündigte Verkehrsminister Grant Hendrik Tonne vor den Haushaltsberatungen der Regierung an diesem Wochenende an.
So sehen die Pläne der Landesregierung aus
Das Modell, das dann geprüft wird, sieht einen Landeszuschuss von 20 Prozent auf den regulären Preis von 58 Euro für das Deutschlandticket vor, sodass Azubis und Freiwilligendienstler dieses für knapp 12 Euro weniger bekommen könnten. Arbeitgeber bekämen die Möglichkeit, den Preis darüber hinaus freiwillig weiter zu drücken, heißt es vom Ministerium.
Die technische, vertriebliche und vertragliche Umsetzung werde derzeit vorbereitet. Ein konkreter Einführungstermin stehe allerdings noch nicht fest.
Kosten von 14 Millionen Euro erwartet
„Wir haben einen guten Weg zur Umsetzung eingeschlagen, und auch das Ziel ist klar definiert“, sagte Tonne. Sein Kalkül: Wenn das D-Ticket noch mehr genutzt wird und gerade junge Menschen damit günstig zur Arbeit pendeln, wäre das auch ein Argument, das D-Ticket selbst langfristig und zu einem verlässlichen Preis zu erhalten. „Außerdem würde ein Azubi-Ticket, das bundesweit gültig ist, den Tarifdschungel weiter lichten“, sagte der Minister.
Die jährlichen Kosten, die mit der Einführung verbunden wären, beziffert das Verkehrsministerium bei einer Inanspruchnahme von 50 bis 60 Prozent der Berechtigten auf rund 14 Millionen Euro. Ob das Projekt in der Haushaltsklausur von Rot-Grün abgesegnet wird, ist aber offen: Vorrangig werde es darum gehen, den öffentlichen Nahverkehr insgesamt zu stärken, heißt es.
Azubi-Tickets bisher nur regional gültig
Derzeit gibt es in vielen Regionen Niedersachsens bereits ein regionales Schüler- und Azubi-Ticket für 29 Euro, das aber nur in den jeweiligen Landkreisen oder Städten gültig ist. 31 der 39 Aufgabenträger für den Nahverkehr erhalten dafür eine jährliche Finanzhilfe von rund 11 Millionen Euro.
Im Koalitionsvertrag von 2022 hatten SPD und Grüne angekündigt: „Mit den kommunalen Aufgabenträgern werden wir ein landesweites Ticket für alle Schülerinnen und Schüler, Azubis und Freiwilligendienstleistende für 29 Euro pro Monat auf den Weg bringen.“ Das bundesweite Deutschlandticket gab es zu der Zeit noch nicht, weshalb die Landesregierung darauf verweist, dass die Inhaber eines möglichen Azubi-Tickets jetzt „mehr Leistung“ erhalten würden.
Schülerrat: Vom versprochenen Ziel „weit weg“
Der Landesschülerrat reagiert dagegen enttäuscht. Es sei bedauerlich, dass das Ticket in abgeschwächter Form komme, sagte der Vorsitzende Matteo Feind. In Hamburg gebe es für alle Schülerinnen und Schüler ein kostenloses Deutschlandticket. Das sei auch die Forderung des Landesschülerrates für Niedersachsen.
„Eine Förderung von 12 Euro im Monat für Azubis und Freiwilligdienstleistende ist zwar ein Anfang, aber vom eigentlich versprochenen Ziel weit weg“, sagte Feind. Der Problematik, dass etwa Oberstufenschüler keine kostenlose Beförderung bekommen, werde dieser Vorschlag nicht gerecht.
IHKN: Ausbildungsbetriebe offen für finanzielle Unterstützung
Einer Umfrage der Industrie- und Handelskammern Niedersachsen (IHKN) zufolge befürwortet eine klare Mehrheit der Ausbildungsbetriebe die Einführung eines Azubi-Tickets. „Für knapp 80 Prozent wäre die Einführung eines kostenreduzierten Azubi-Tickets ein Gewinn, weil damit die Lernorte Schule und Betrieb besser erreicht werden könnten“, sagte IHKN-Hauptgeschäftsführerin Maike Bielfeldt.
Ähnlich viele seien auch bereit, sich selbst an der Finanzierung eines Azubi-Tickets zu beteiligen. Gemeinsam könnten Land und Wirtschaftsverbände es daher schaffen, dieses für die Attraktivität der dualen Ausbildung so wichtige Instrument auf den Weg zu bringen, sagte Bielfeldt. Befragt wurden nach Angaben der IHKN knapp 2.500 Ausbildungsbetriebe.
Der Präsident der Region Hannover, Steffen Krach, warnte dagegen: „Je höher der Preis, desto unattraktiver das Ticket.“ So zahle man in Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern und Bayern deutlich weniger als jetzt in Niedersachsen geplant ist, sagte der SPD-Politiker.
Die Region Hannover selbst biete das D-Ticket für Azubis von September an als Jobticket mit Zuschüssen der Region und Arbeitgeber für 13 Euro im Monat an. „Wir begrüßen es, wenn das Land nach ähnlichen Wegen sucht, um ein attraktives Angebot zu schaffen, das den ÖPNV stärkt“, sagte Krach.