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Zwickau Zwickau: Bagger vor dem Nazi-Versteck

Von Bernhard Honnigfort 23.04.2012, 05:27
Der Bagger einer Straßenbaustelle steht in der Frühlingsstraße Zwickau gegenüber dem Versteck der ehemaligen NSU-Terrorzelle. (FOTO: DPA)
Der Bagger einer Straßenbaustelle steht in der Frühlingsstraße Zwickau gegenüber dem Versteck der ehemaligen NSU-Terrorzelle. (FOTO: DPA) dpa-Zentralbild

Zwickau/MZ. - Das explodierte Obergeschoss ist schon abgetragen, nun soll auch der Rest des Gebäudes folgen: Am Montag haben Bauarbeiter damit begonnen, in Zwickau die Reste des Hauses in der Frühlingsstraße 26 abzureißen, in dem sich ab 2008 die Rechtsterroristen Uwe Mundlos, Uwe Böhnhardt und Beate Zschäpe versteckt hatten. Es sei damit begonnen worden, die Baustelle einzurichten, so eine Sprecherin der Stadt. "Der Abriss wird einige Zeit dauern." Ende Mai soll dann nichts mehr an das Gebäude erinnern. Die Stadt will das Grundstück begrünen und damit einen dahinter liegenden Park vergrößern.

Zwickau will mit dem Abriss verhindern, dass aus der Ruine ein Wallfahrtsort für Neonazis werden könnte. "Ich sehe ansonsten die Gefahr, dass die Rechtsextremisten daraus eine Kultstätte machen werden - nach dem Schema: Hier haben unsere Märtyrer gewohnt. Und das will ich nicht", sagt Zwickaus Oberbürgermeisterin Pia Findeiß (SPD). Das Land Sachsen sieht es auch so und bezahlt den größten Teil der Abrisskosten von knapp 60 000 Euro.

Das Neonazi-Trio Mundlos, Böhnhardt und Zschäpe hat vermutlich seit dem Jahr 2008 in dem Haus gelebt. Sie waren 1998 in Thüringen nach einer Razzia der Polizei abgetaucht und sollen in den darauffolgenden Jahren in Deutschland neun Einwanderer und eine Polizistin ermordet sowie zahlreiche Banken ausgeraubt haben.

Nachdem sich die beiden Männer am 4. November 2001 nach einem Banküberfall in Eisenach das Leben genommen hatten, soll Zschäpe in der gemeinsamen Wohnung in Zwickau Benzin ausgeschüttet und sie dann angesteckt haben. Dabei explodierte der Benzindampf und Teile der Außenwand brachen heraus.

Im Schutt fand die Polizei später nicht nur Waffen und Munition, sondern auch Pläne zu neuen Anschlagzielen der Terrorzelle "Nationalsozialistischer Untergrund" (NSU) und Material für den Bombenbau. In der Asche lag auch die Ceska-Pistole, mit der die Mordtaten begangen worden waren.

Zschäpe stellte sich der Polizei. Sie sitzt seitdem in Untersuchungshaft.