Zugunglück von Hordorf Zugunglück von Hordorf: Lokführer auf der Anklagebank
Magdeburg/MZ. - Es wird eng im größten Saal des Magdeburger Landgerichts: An den Tischen hat die Justiz Platz für Staatsanwalt, Verteidigung und insgesamt elf Nebenklage-Anwälte gemacht. Am Montag beginnt der Prozess um eines der schwersten Zugunglücke seit Jahren - die Kollision in Hordorf (Börde) im Januar 2011. Damals starben zehn Menschen, 23 wurden verletzt. 18 Betroffene respektive Angehörige lassen sich nach Angaben des Gerichts nun als Nebenkläger von einem Anwalt vertreten. Für sie selbst sind Plätze dort reserviert, wo üblicherweise bereits Zuschauer sitzen. Angeklagt ist ein 41-jähriger Lokführer eines Güterzuges, der den Unfall damals verursacht haben soll.
Drama im dichten Nebel
Es war der späte Abend des 29. Januar, als in Hordorf im dichten Nebel auf eingleisiger Strecke eine Regionalbahn des Harz-Elbe-Expresses (Hex) mit einem mit Kalk beladenen Güterzug zusammenstieß. Der Wucht der Kollision mit dem tausende Tonnen schweren Güterzug hatte der Hex nichts entgegenzusetzen - mit zertrümmertem Triebwagen wurde er von den Gleisen geschoben. Neben Fahrgästen kamen bei dem Unglück auch der Lokführer des Hex und eine Zugbegleiterin ums Leben.
Der Lokführer des Güterzuges geriet damals schnell in Verdacht, vor dem eingleisigen Stück der Strecke ein Halte- und ein Vorsignal übersehen zu haben. Ein Bremssystem, das in solchen Fällen den Zug automatisch stoppt, war in Hordorf erst Monate später installiert worden. Bis 2014, beschlossen die Verkehrsminister nach dem Unglück, soll es auf allen eingleisigen Strecken existieren.
Ein Sachverständiger fehlt
Sieben Monate nach dem Unglück lag der Bericht der Eisenbahn-Unfalluntersuchungsstelle vor: Das Zugunglück, hieß es darin, sei "in einer menschlichen Fehlhandlung begründet". Auf einen bislang eingeplanten Sachverständigen des Eisenbahnbundesamtes (EBA) muss in dem Prozess nun allerdings überraschend verzichtet werden. Das EBA habe aus Rechtsgründen abgelehnt, hieß es. Welche Folgen das für die Verhandlung hat, ist noch offen. Das Gericht verwies darauf, dass zwei Mitarbeiter der Behörde, die im Gegensatz zum ursprünglich geplanten Sachverständigen vor Ort ermittelt haben, als Zeugen vernommen werden sollen. Für den Prozess sind fünf Verhandlungstage eingeplant, 29 Zeugen sollen gehört werden.