Zivildienst Zivildienst: Junge Sachsen-Anhalter entdecken die Welt
Magdeburg/dpa. - Ein bisschen aufgeregt ist Maximilian Berrensschon. Gerade erst hat er am Mageburger Domgymnasium das Abiturhinter sich gebracht, da wartet schon die nächste Herausforderung aufden 19-Jährigen: Ende Juli wird er für knapp ein Jahr in die USAfliegen um in der Stadt Nashville in einem sozialen Projekt zuarbeiten. «Es ist ein komisches Gefühl, für so lange Zeitwegzufahren», sagt Berrens. «Aber ich freue mich schon unglaublich.»Während viele seiner Freunde ihren Wehr- oder Zivildienst antreten,nutzt er die Chance für eine besondere Erfahrung: Anstatt einenZivildienst in Deutschland zu leisten, können sich anerkannteKriegsdienstverweigerer für einen alternativen Dienst im Auslandfreistellen lassen.
«Für mich stand schon sehr früh fest, dass ich meinen Zivildienstim Ausland machen will», sagt Berrens. «Das ist eine idealeMöglichkeit, ein anderes Land und eine neue Kultur kennen zu lernen.»Dazu kommt für ihn der Vorteil, eine Fremdsprache vertiefen zukönnen: «Mein Englisch wird sicher schnell Fortschritte machen.»Immer mehr junge Männer wollen nach Ende ihrer Schulzeit ins Ausland,oft auch, um in einer sozialen Einrichtung zu arbeiten.
Als Zivildienstersatz anerkannt werden aber nur der «Andere Dienstim Ausland (ADiA)» oder ein freiwilliges soziales oder ökologischesJahr im Ausland. Kriegsdienstverweigerer müssen laut Experten dazueinen deutschen Trägerverein finden, der Stellen im Auslandvermittelt. Mehr als 1600 junge Deutsche leisteten im vergangen Jahrden Angaben zufolge einen Ersatzdienst im Ausland. Wenig im Vergleichzu den mehr als 62 000 «Zivis» in Deutschland, aber die Zahl wächstbeständig, hieß es.
Der Ökumenische Friedensdienst der Diakonie Mitteldeutschland mitSitz in Dessau bietet für Kriegsdienstverweigerer zehn Stellen an,vier in der Slowakei, drei in Israel, zwei in Lettland und eine inEstland. Über ein mangelndes Interesse von jungen Männern ausSachsen-Anhalt kann sich der Leiter des Friedensdienstes, DetlefHarland, nicht beschweren. «Für unsere Stellen im Ausland müssen wirnicht werben», sagt er. «Wir haben sehr viele Anfragen, und am Endebleiben pro Stelle meist zwei bis drei Bewerber». Ansonsten hat inSachsen-Anhalt nur das Deutsch-Amerikanische Dialogzentrum eineStelle in den USA zu vergeben, die dieses Jahr Berrens einnehmenwird.
Zwei Dinge allerdings schrecken laut den Erfahrungen junge Männerdavon ab, ins Ausland zu gehen: Der Einsatz dauert mindestens zweiMonate länger als der Zivildienst in Deutschland. Zudem gibt es beim«Auslandszivi» statt des Wehr- oder Zivildienstentgelts höchstens einkleines Taschengeld, in manchen Fällen müssen die Freiwilligen fürReise und Versicherungen draufzahlen. Das sollte aber niemanden davonabhalten, ins Ausland zu gehen, findet der 19-jährige Viktor Heß:«Man lernt eben, mit weniger Geld zu leben.» Er hat seinenFreiwilligendienst für die Diakonie Mitteldeutschland schon hintersich und in einer Kirchengemeinde in der Slowakei gearbeitet. «DasJahr hat mich persönlich voran gebracht».