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Kosten für Brauereien und Gastronomie Kostet Bier in Kneipen bald 7,50 Euro? Das sagen Wirte aus Halle

Ein Brauer verbreitet ein Schreckensszenario: Kostet der halbe Liter Bier in Kneipen bald 7,50 Euro? Betriebe aus Sachsen-Anhalt nehmen Stellung.

Von Jakob Milzner Aktualisiert: 10.02.2023, 12:55
Die Bierpreise sind bereits 2022 deutlich gestiegen.
Die Bierpreise sind bereits 2022 deutlich gestiegen. Foto: Christoph Soeder/dpa

Halle/MZ - Vor Kurzem erst hat Dirk Willeke den Preis für ein gezapftes Radeberger angehoben. Vor dem Jahreswechsel habe der halbe Liter im „Lessing“ noch 4,90 Euro gekostet, erzählt er. Nun geht das Glas für 5,20 Euro über den Tresen. Ein moderater Anstieg, findet der Gastwirt, der in Halle auch das „Anny Kilkenny“ und die „Lucy“ betreibt. Es wird wohl nicht die letzte Erhöhung gewesen sein. Denn noch im Februar wollen mehrere Brauereien ihre Preise erneut erhöhen, wie Willeke berichtet.

Dass der Bierpreis in Kneipen und Restaurants bis Ende des Jahres noch einmal deutlich steigen könnte, davor hat zuletzt Stefan Fritsche in einem Interview mit der „Bild“ gewarnt. Bis zu 7,50 Euro werde der halbe Liter Ende des Jahres kosten, schätzte der stellvertretende Vorsitzende des Brauereiverbands Berlin-Brandenburg, sollten Brauereien und Gastro-Betriebe ihre Mehrkosten in voller Höhe auf ihre Kundinnen und Kunden umlegen.

Doch sind solche Preise tatsächlich realistisch, zumal in Sachsen-Anhalt? Dehoga-Landeschef Michael Schmidt atmet tief ein, bevor er antwortet. „Man muss bedenken, in welche Gaststätte man geht“, sagt er dann. „In den Städten, bei gehobener oder sogar Sterneküche, da kann man durchaus mit 7,50 Euro rechnen. Im ländlichen Bereich dagegen weniger.“ Wirtinnen und Wirte hätten nur begrenzten Einfluss auf ihre Preisgestaltung, fügt er hinzu, da sie von den Preisen der Brauereien abhängig seien. „Die großen Konzerne machen ihre Preise, wie sie möchten“, sagt Schmidt. „Ich kann zwar auf eine regionale Biersorte wechseln, aber auch die sind gezwungen, zu wirtschaften.“

Neben Kosten für Rohstoffe und Energie sind auch die Personalkosten gestiegen

Temba Schuh kennt sich mit dem Preis des Bieres aus beiden Perspektiven aus. Denn Schuh ist Geschäftsführer des „Halleschen Brauhauses“ und somit Brauer und Gastronom in einer Person. „Die erhöhten Bierpreise sind schon längst bei uns angekommen“, sagt er. „Das Thema beschäftigt die Gastronomie schon seit 2020.“ Neben den gestiegenen Kosten für Rohstoffe und Energie, die sich auf Seiten der Brauereien bemerkbar machen (siehe Grafik), seien die Gründe für den Anstieg der Bierpreise auch in den Kneipen und Restaurants selbst zu suchen. Denn dort seien die Kosten für Personal – Stichwort Mindestlohn – und Logistik teils kräftig gestiegen.

Im „Halleschen Brauhaus“ kostet der halbe Liter Bier derzeit 5,40 Euro. „Da sehen wir aktuell keinen weiteren Handlungsbedarf“, sagt Schuh. Allerdings habe das Brauhaus gegenüber anderen Betrieben auch einen entscheidenden Vorteil. „Als Hausbrauerei sind Logistikketten und Verpackungen für uns keine Themen“, erläutert er. Die gestiegenen Kosten in diesen Bereichen könnten sich so als Chance für den Biermarkt erweisen, sagt Schuh mit einem Schmunzeln, „wieder regionaler zu werden“.

Am Bierkonsum hängen auch andere Effekte: Geselligkeit, Verzehr von Speisen, der Besuch von großen Gruppen.

Dirk Willeke, Gastronom in Halle

Zwar könne ein Kneipenpreis von 7,50 Euro pro halbem Liter Bier „theoretisch im Rahmen des Erreichbaren“ liegen, sagt währenddessen Dirk Willeke. Allerdings nur dann, wenn er die gestiegenen Kosten komplett auf seine Gäste umlegen würde. Und das, ergänzt der Gastwirt, werde er nicht tun. „Am Bierkonsum hängen auch andere Effekte“, erläutert er: „Geselligkeit, Verzehr von Speisen, der Besuch von großen Gruppen“ – Effekte also, die für Gastronomiebetriebe wichtig sind. Aus diesem Grund könne man die Kosten nicht eins zu eins auf die Kundinnen und Kunden umlegen, erklärt Willeke. Ende des Jahres, lautet seine Prognose, könne der halbe Liter in Kneipen dennoch zwischen sechs und 6,50 Euro kosten.

Ähnlich argumentiert Maikhard Jansky, der in Halle die „Berliner Bierstuben“ betreibt, eine Kneipe mit Hausmannskost, uriger Einrichtung und Öffnungszeiten ab 12 Uhr. Ein gezapftes 0,4-Liter-Bier kostet 2,90 Euro. „Ich lebe hier hauptsächlich von Stammkundschaft und ich weiß, was die ausgeben“, sagt Jansky. Einen Bierpreis von 7,50 Euro pro halbem Liter kann er sich kaum vorstellen. „Dann gäbe es hier große Schwierigkeiten. Das würden viele nicht mehr bezahlen können.“ Zwar habe auch seine Brauerei angekündigt, die Preise zu erhöhen. Um mehr als 30 Cent werde er das Glas Bier aber kaum teurer machen. 7,50 Euro? „Mir blutet das Herz“, sagt Jansky, „wenn ich unseren Gästen das präsentieren müsste.“