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Unesco-Entscheidung Unesco-Entscheidung: Naumburg bekommt zweite Chance als Weltkulturerbe

Von Andreas Montag 05.07.2015, 10:58
Naumburg
Naumburg N.H.

Bonn/Naumburg - Glücklicher Ausgang eines Welterbekrimis für die Naumburger Region: Gestern hat das in Bonn tagende Unesco-Komitee entschieden, dass die Bewerbung der Mittelalterlichen Herrschaftslandschaft um den Naumburger Dom zur schnellstmöglichen Wiedervorlage ermutigt wird - nach entsprechender Präzisierung der Unterlagen. Nachdem das von der beratenden Denkmal-Organisation Icomos erstellte Gutachten für die Unesco zu einem vernichtenden Urteil über die Bewerbung gekommen war, ist die kaum noch erhoffte „Verlängerung“ für die Naumburger nun umso erfreulicher.

So wird es auch in der Landespolitik gesehen. Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) ließ gestern ausrichten, sein herzlicher Dank gelte „allen Akteuren vor Ort, dem Landrat und dem Kultusminister. Wir haben nun die Möglichkeit die Bewerbung zu einem erfolgreichen Abschluss zu führen.“

Sachsen-Anhalts Kultusminister Stephan Dorgerloh (SPD) hat sich unmittelbar nach der Entscheidung der Welterbekommission der Unesco, dem Naumburger Antrag eine zweite Chance zu geben, erleichtert und zufrieden gezeigt. „Die Region hat toll gekämpft“, sagte Dorgerloh der Mitteldeutschen Zeitung, das sei bei der Tagung in Bonn sehr gelobt und anerkannt worden. Er sei selber in Bonn gewesen und habe festgestellt: „Alle lieben Uta“. Nun müsse man, gemeinsam mit der Denkmalorganisation Icomos, überlegen, wie man den Antrag neu aufstellen und was man stärker akzentuieren könne. Bis zum nächsten Frühjahr soll neu eingereicht werden – 2017 könnte Naumburg dann, sofern alles gut geht, den begehrten Welterbetitel erhalten.

Landrat Götz Ulrich schreibt aus Bonn: "Großer Erfolg für Saale-Unstrut und den Burgenlandkreis: Soeben hat das UNESCO-Welterbe-Komitee in Bonn beschlossen, der Empfehlung von ICOMOS nicht zu folgen. Der Naumburger Welterbeantrag wurde stattdessen mit ganz konkreten Hinweisen und einigem Lob zur Überarbeitung rückverwiesen. Dieser Beschluss des Komitees bringt uns auf dem Weg zum Welterbe weit nach vorn. Wir werden nun die Hinweise schnell aufgreifen und den Antrag sehr zügig überarbeiten."

Naumburgs Oberbürgermeister Bernward Küper, stellvertretender Vereinsvorsitzender: „Wir sind mit der Entscheidung natürlich nicht gänzlich zufrieden. Dennoch gab es in den letzten Wochen ja auch Stimmen, die eine Ablehnung vorausgesagt und uns einen Rückzug nahe gelegt haben. Wir werden nun gründlich nacharbeiten müssen und schauen, welche Zeitschiene für eine neue Antragsabgabe realistisch ist.“

Dr. Holger Kunde, Stiftsdirektor der Vereinigten Domstifter und Mitglied im Vorstand: „Ich bin überglücklich, dass es gelungen ist, die Katastrophe der Nichteintragung abzuwenden. Wir sind jetzt wieder im Spiel und werden aufgrund der überragenden Qualität der Kulturdenkmäler und der sie umgebenden Landschaft auch das endgültige Ziel der Eintragung erreichen.“

Karl Büchsenschütz, Leiter der Arbeitsgruppe Welterbe: „Die besondere historische und ästhetische Qualität der Landschaft und ihrer Bauten, die wir durch den Antrag herausgearbeitet haben, ist verstanden worden. Auch wenn es dazu mancher Umwege bedurfte. Es scheint, dass jetzt ein gemeinsamer Weg für die internationale Organisation und uns vor Ort absehbar ist und zu einem baldigen erfreulichen Ende führen sollte.“

Roland Thrän, Geschäftsführer des Fördervereins: „Die Rückverweisung bedeutet nicht, dass der Antrag verworfen wurde, sondern dass es nun eine anspruchsvolle redaktionelle Aufgabe ist, den bestehenden Inhalt in eine neue Form zu bringen. Dabei haben wir uns eine enge Zeitschiene vorgegeben, die sich nach den Terminen der UNESCO richtet. Die Wiedereinreichung soll zum nächstmöglichen Termin erfolgen.“

Elke Simon-Kuch, Marketing-Expertin aus Weißenfels und als Vertreterin der zahlreichen Vereinsmitglieder in der Saale-Unstrut-Delegation: „Ich bin unendlich glücklich und dankbar, dass die enormen Anstrengungen dazu geführt haben, doch noch ein positives Ergebnis zu erreichen. Ich freue mich vor allem für die Menschen an Saale und Unstrut, die sich so engagiert und bis zum Tag der Entscheidung mitgefiebert haben. Ich denke, wir haben jetzt die Chance dank - der konkreten Hinweise des Komitees und der Erfahrungen aus den zahlreichen Gesprächen - gemeinsam in der Region die Arbeit für das Ziel Weltkulturerbe erfolgreich fortzusetzen.

Das sieht Kultusminister Stephan Dorgerloh nicht anders. „Die Region hat toll gekämpft“, sagte der SPD-Politiker der Mitteldeutschen Zeitung, das sei bei der Tagung in Bonn sehr gelobt und anerkannt worden. Er sei selber in Bonn gewesen und habe festgestellt: „Alle lieben Uta“ – eine der weltberühmten Stifterfiguren im Naumburger Dom. Nun müsse man gemeinsam mit Icomos überlegen, wie man den Antrag neu aufstellen und was man stärker akzentuieren könne. Bis zum nächsten Frühjahr soll neu eingereicht werden – 2017 könnte Naumburg dann, sofern alles gut geht, den begehrten Welterbetitel erhalten.

Auch Holger Kunde von der Vereinigten Domstiftern und Götz Ulrich (CDU), Landrat des Burgenlandkreises sowie Vorsitzender des Fördervereins Welterbe an Saale und Unstrut, sind hocherfreut über die Entscheidung des Welterbekomitees: „Die vielen Jahre der Vorbereitung unseres Antrages waren nicht umsonst“, freut sich Ulrich und lobt „eine schöne Gemeinschaftsleistung unseres gesamten Teams, das sieben Tage lang von früh bis spät in Bonn gearbeitet hat und dabei vom Auswärtigen Amt und dem Kultusministerium Sachsen-Anhalt großartig unterstützt wurde“.

Neben der Entscheidung, dem Naumburger Antrag rasch eine zweite Chance einzuräumen, hat das Welterbekomitee auch über zwei weitere deutsche beziehungsweise mit deutscher Beteiligung eingereichte Bewerbungen entschieden. Die Hamburger Speicherstadt und das Kontorhausviertel nahmen die Hürde glatt. Zum Kontorhausviertel gehört auch das Chilehaus, das als beispielgebend für den Backsteinexpressionismus der 1920er Jahre des vergangenen Jahrhunderts gilt. Für das gemeinsame Wikinger-Projekt von fünf Ländern wurden von der Unesco wesentliche Nachbesserungen gefordert. (mz)