Umwelt Umwelt: In Erfurt werden Luft reinigende Pflastersteine verlegt

Erfurt/ddp. - Mit ihrer besonderen Oberfläche aus Titandioxid könntendie innovativen Pflastersteine die schlechte Luft am Gothaer Platz inErfurt verbessern, verspricht die Herstellerfirma Nüdling ausWandersleben. Am Freitag wurden die Steine erstmals in Thüringenverlegt.
Der Gothaer Platz ist eine der meist befahrenen Straßenkreuzungenin Erfurt. Eine Messstation der Thüringer Landesanstalt für Umwelt-und Geologie ergab, dass die aktuellen Stickoxid-Werte bereitsaktuell sehr hoch sind und den vorgeschriebenen Grenzwert von 40Mikrogramm pro Kubikmeter in naher Zukunft übersteigen würden. Nunsoll das «Wundermittel» weiterhelfen: Mittels Sonnenlicht könnten die«Air-Clean-Steine» giftige Abgase der Autos in saubere Luftverwandeln, sagt der Hersteller. Insgesamt 1500 Quadratmeter desspeziellen Trottoirs sollen laut Erfurter Tiefbauamt am Gothaer Platzbis Ende dieses Jahres verlegt werden.
Nach Angaben des Betriebsingenieurs der Firma Nüdling, WernerTischer, funktionieren die mit Titandioxid versetzten Zementsteinenach dem Prinzip der «Photokatalyse». Während eines chemischenProzesses werden Stickoxide aus den Autoabgasen mit Hilfe desTageslichtes innerhalb weniger Stunden in wasserlösliche Nitrateumgewandelt. An der Oberfläche bilden sich danach mikrokleineNitratkristalle, die vom Regenwasser weggespült werden. Eine Gefahrder Grundwasserverseuchung besteht laut Tischer dadurch aber nicht.
Tischer schätzt, dass sich die Stickoxide am Gothaer Platz um 30bis 40 Prozent verringern werden. In sonnigeren Ländern sei bereitsheute eine Luftverbesserung von bis zu 55 Prozent erreicht worden.Erfunden worden das Luft reinigende Pflaster laut Tischer vonjapanischen Forschern. Mit der Entwicklung sei in den 60er-Jahrenbegonnen worden, 30 Jahre sei es erstmals zum Einsatz gekommen. InEuropa sei man auf das spezielle Pflaster in den 90er-Jahrenaufmerksam geworden. In den verpesteten Metropolen Mailand und Turinwurden damals mehrere Hundert Quadratmeter verlegt, berichtetTischer.
Die Lebensdauer der Luft reinigenden Steine schätzt der Ingenieurauf 30 Jahre. «Solange an der Oberfläche das Titandioxid erhaltenbleibt, funktioniert der Prozess weiter», betont Tischer.Einschränkungen in der Funktionalität könnten aber durch starkeVerschmutzungen eintreten. Wenn beispielsweise dicke Farb- oderGummireste auf den Belag gelangen, müsste eine zusätzliche Reinigungerfolgen.
Da es sich für die Firma Nüdling um ein Referenzobjekt handelt,trägt die Stadt Erfurt lediglich die Kosten eines herkömmlichenPflastersteines. Die entstehenden Mehrkosten, von fünf Euro für denLuft verbessernden Effekt trage der Hersteller, heißt es. Insgesamtbetragen die Kosten pro Quadratmeter den Angaben zufolge inklusiveVerlegen und Verfugen 43,50 Euro. Für die Großbaustelle sei einInvestitionsvolumen von 3,8 Millionen Euro eingeplant.
Im Frühjahr und im Herbst sollen erste Messungen in Zusammenarbeitmit dem Fraunhofer-Institut aus Schmallenberg erfolgen. Dann wirdsich zeigen, ob das Pflaster tatsächlich die gewünschteLuftverbesserung bringt und weitere Steine in Erfurt verlegt werden.