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Tiertragödie II Tiertragödie II: Fressen die Krähenvögel nur Aas?

16.01.2003, 14:40

Wiederstedt/MZ/dka. - Wie gefährlich sind Krähen? Fallen sie tatsächlich über lebende Tiere her? Die Attacken der Vögel auf eine Schafherde in Wiederstedt haben in der Bevölkerung viele Fragen aufgeworfen. Experten vertreten zum Thema unterschiedliche Auffassungen. In einem Punkt sind sie sich allerdings einig: Menschen müssen sich nicht vor den Angriffen der Tiere fürchten.

Strittig ist indes, ob es sich bei den Vögeln tatsächlich um Krähen handelt. "Wenn überhaupt, dann sind es wohl Kolkraben gewesen", so Reinhard Knielka, stellvertretender Vorsitzender des Ornithologischen Verbandes Sachsen-Anhalt, auf Anfrage der MZ.

Der Hallenser glaubt nicht, dass lebende Tiere angefallen wurden: "Die Vögel halten sich nur dort auf, wo es Aas gibt." Wahrscheinlich seien im konkreten Fall auch Lämmer tot auf die Welt gekommen oder sie seien über Nacht in der Kälte gestorben. Dann natürlich würden die Raben keine Minute mehr zögern, sich auf die verendeten Tiere setzen und beginnen, an deren Augen, Mund und After zu picken.

"Mit Begeisterung fressen sie auch die Nachgeburt", weiß der Ornithologe. Ebenso begehrt sei der eiweißhaltige Kot der Lämmer. Um an diese Ausscheidungen zu gelangen, seien die Raben äußerst erfinderisch und würden den Lämmern auch in die Schenkel picken. Knielka: "Das könnte auch die Beinverletzungen einiger Tiere erklären."

Amtstierärztin Barbara Piegert hält an ihren Beobachtungen fest: "Es waren Krähen, die die Lämmer angegriffen haben." Dennoch schließt sie nicht aus, dass sich unter die Vögel auch einige Kolkraben gemischt haben. Tatsache bleibt nach ihren Worten, dass die Tiere über lebende Lämmer hergefallen sind. Noch während der Geburt sollen sie auf die Lämmer eingehackt haben. "In der Zeit, als die Jungtiere noch ganz benommen waren und ihre ersten Stehversuche unternahmen."