Thüringen Thüringen: «Weicheier» sollten Bergwerk Sondershausen meiden

Sondershausen/ddp. - Niklas Domberg aus dem Münsterland hatnur ein Ziel vor Augen: Er will den Sieg beim 21. ExtremMountainbike-Rennen unter Tage in Sondershausen holen. Seit zehnJahren bietet das Bergwerk Glückauf gemeinsam mit dem SportcenterSchlotheim diese Rennen an.
«Wir arbeiteten mit dem Bergwerk bereits seit mehreren Jahrenzusammen und wollten mal was Besonderes machen», sagt RennleiterThomas Waldheim zur Entstehung der Idee. Bei dem Rennen müssen dieknapp 50 Fahrer einen Rundkurs von 5,2 Kilometer Länge absolvieren.Dieser muss viermal durchfahren werden. Dabei überwinden sieSteigungen von 20 Prozent.
Schon bei der Einführungsrunde durch die langen Gänge desSchachtes wird deutlich, was auf die Lizenz- und Hobbyfahrer zukommt.Erst eine lange Talfahrt, dann eine scharfe Rechtskurve und wiedermehrere Hundert Meter bergauf, vorbei an Förderkörben und dickenLüftungsrohren. «Was haben wir da gebucht», ruft ein junger Mann imaufgewirbelten Salzstaub zu seinen Freunden, die im Halbdunkel aufeinem Kleintransporter neben ihm sitzen. «Den Höllenritt», bekommt erals Antwort.
Doch einfach drauflosfahren geht nicht. Pflicht sind ein Helmsowie eine private Unfall- und Haftpflichtversicherung. Empfohlenwerden Knie- und Ellenbogenschützer und eine Lichtanlage am Rad, diewährend der Fahrt nicht herunterfallen kann. «Nur extrem gefährlicheKurven werden von uns ausgeleuchtet», sagt Waldheim. Ansonsten seiendie Strecken recht dunkel.
Für eine Startgebühr von 25 Euro können die Profis desMountainbike-Sports zum Rennen antreten. Die Startgebühr muss erhobenwerden, um die Arbeit der zahlreichen Sanitäter und Streckenposten zubezahlen. Insgesamt sind maximal 60 Teilnehmer erlaubt. «Mehr gehtvom Platz her einfach nicht», sagt der 40-jährige Waldheim. Das Alterder Fahrer reichte bisher von 16 bis 60 Jahre.
Allerdings ist die Frauenquote gering. Simone Otto aus Böblingenist dieses Mal die einzige, die sich im Männerfeld bewähren will.Weil die Bedingungen dort «einfach abartig anders» seien, entschlosssie sich mitzumachen. Und leise fügt sie noch hinzu: «Nächste Wochewerde ich 30. Da will ich noch mal ein steiles Erlebnis haben. Dannkann ich beruhigt alt werden.»
Der Zuspruch ist ungebrochen. Rund 50 Teilnehmer seien jedes Jahrdabei, sagt Waldheim. «Das ist schon ein Selbstläufer», erzählt derInitiator des Rennens, Uwe Hensel. Drei Viertel der Fahrer nähmen nureinmal am Rennen teil, um sagen zu können: «Ich war hier dabei.»Andere beteiligten sich an fast allen Rennen. Sie bräuchten diesenpersönlichen Kick. Im Vordergrund stehe aber immer «das Abenteuer».
Neben den Profis können auch Amateure das Radfahren unter Tageausprobieren. Die Touren finden unter Anleitung einesBergwerk-Führers statt. Auch das Erlebnisbergwerk Merkers imWartburgkreis bietet mittlerweile derartige Mountainbike-Touren zurKristallgrotte, einem weltweit einzigartigen Geotop, an.
Trotz der immer stärker werdenden touristischen Nutzung solcherBergwerke sehen Umweltschützer darin kein Problem. «Da kann nichtviel passieren», sagt BUND-Landesgeschäftsführer Burkhard Vogel. DieSalzablagerungen gelten als relativ dicht.
Am Ende des Rennens rollt Niklas Domberg als Erster auf dieZielgerade. In 54,44 Minuten hat er die Strecke geschafft. «Es warnicht immer ungefährlich», sagt er. «Im Vordergrund steht aber derSpaß.»