Thüringen Thüringen: Bei Althaus nun doch «Plan B»?
Erfurt/ddp. - Lange hat sich die Thüringer CDU vor einem «Plan B» gedrückt. In den sechs Wochen nach dem schweren Skiunfall vonMinisterpräsident Dieter Althaus (CDU) wurde stets dessen Rückkehrbeschworen. Am Dienstag hat mit dem Vorsitzenden der ThüringerLandesgruppe der CDU-Bundestagsfraktion, Manfred Grund, erstmals einranghohes Parteimitglied öffentlich an einer schnellen Rückkehr desRegierungschefs gezweifelt und eine mögliche Frist zumindest insGespräch gebracht. Parteifreunde sind empört, die Opposition schweigtoffiziell.
Grund sagte, er befürchte, dass Althaus wohl erst zu Ostern seineAmtsgeschäfte wiederaufnehmen könne. Dies werde dann ein Zeitpunktsein, «wo wir entscheiden müssen, er für sich selbst entscheidenmuss, ist er hundertprozentig in der Lage, die Anforderungen an einenSpitzenkandidaten auch wahrzunehmen.» Diese Entscheidung könneAlthaus niemand abnehmen. «Ich bin sicher, er wird souverän genugentscheiden, dann auch zu sagen, 'ich kann es' oder 'ich kann esnicht'.» Später relativierte er, seine Worte sollten nicht«überinterpretiert» werden. Er mache sich wie andere Politiker auchSorgen um eine rasche Genesung des Ministerpräsidenten. Eine Fristhabe er keinesfalls setzen wollen.
CDU-Landesgeschäftsführer Andreas Minschke reagierte entsetzt. Erwisse nicht, «was den Manfred da geritten hat». Es bestehe keineNotwendigkeit, Althaus eine solche «Deadline» zu setzen. DerZeitpunkt Ostern sei «absolut willkürlich». Wichtig sei aber, dassAlthaus zum Landtagswahlkampf im Sommer wieder voll einsatzbereitsei. «Wenn er gewählt werden will, muss er wählbar sein», betonteMinschke. Ähnlich hatte sich zuvor schon CDU-Fraktionschef MikeMohring geäußert.
Staatskanzleichef Klaus Zeh sagte, wenn Althaus wieder antrete,müsse er zu «150 Prozent belastbar sein». Die CDU setze weiter aufAlthaus, es gebe «wirklich keine andere Planung». Althaus'Stellvertreterin Birgit Diezel lehnt eine Frist ab: «Wir geben HerrnAlthaus die Ruhe, die er benötigt, um zu genesen. Und wir rechnennicht in Wochen, eine hin oder eine zurück.» Der ThüringerCDU-Bundestagsabgeordnete Christian Hirte betonte, Althaus dürfe beiseiner Genesung terminlich nicht unter Druck gesetzt werden.
Bei SPD und Linke will sich niemand offiziell zu den Vorgängen inder CDU äußern. Hinter vorgehaltener Hand heißt es aber, dass in derCDU offenbar der notwendige Klärungsprozess einsetze. Es breche jetztlangsam Panik aus. Und ein anderer Politiker betonte, die erstenFotoaufnahmen von Althaus stimmten durchaus bedenklich.
Althaus war am Neujahrstag auf einer Abfahrtpiste im SkigebietRiesneralm in Österreich mit einer 41-jährigen Frau frontalzusammengestoßen, die an ihren schweren Verletzungen starb. DerCDU-Politiker erlitt bei dem Unfall ein schweres Schädel-Hirn-Traumamit einer Hirnblutung. Er erholt sich in einer Reha-Klinik amBodensee und konnte bislang noch nicht vernommen werden. Am Dienstagwurde Althaus zur Beerdigung seines Vaters nach Heiligenstadtgebracht. Von Sicherheitskräften streng abgeschirmt, nahm derPolitiker an der Beisetzung teil.