1. MZ.de
  2. >
  3. Mitteldeutschland
  4. >
  5. Thalia-Intendantin Annegret Hahn: Thalia-Intendantin Annegret Hahn: In Halle, draußen vor der Tür

Thalia-Intendantin Annegret Hahn Thalia-Intendantin Annegret Hahn: In Halle, draußen vor der Tür

Von Christian Eger 03.04.2002, 09:43

Halle/MZ. - Sachsen-Anhalt? Ach. "Darüber kann ich wenig sagen", sagt Annegret Hahn. "Sachsen-Anhalt kenne ich kaum." Gut, dann lassen Sie uns über Halle reden. Ist ja auch Sachsen-Anhalt - und um Schlussworte geht es nicht.

Kleine Ulrichstraße, Halle, Kaffeeschuppen: so ein warmer, zeitungsraschelnder Vormittag. Licht, aber leicht verschlafen. Annegret Hahn will nicht warten, läuft zur Theke, ordert, was fehlt: Wasser, ein großer Milchkaffee. Halle also, sagt sie, setzt sich, zündet eine Zigarette an. Und siehe da, das Tischlein deckt sich: Kaffee, Wasser, rote Gauloises. Na dann, Guten Morgen! Frau Hahn, welches Bild hatten Sie von Halle, als Sie vor einem Jahr herzogen, um Theater zu machen?

"Ich kannte ja die Stadt. Ich studierte Theaterwissenschaften in Leipzig, Anfang der 70er Jahre. Wie viele hatte ich dieses absolut graue Halle-Bild, dieses Nichtbild. Ich bin dann gelaufen, gelaufen, gelaufen, um zu schauen, ob es Sinn macht, hier etwas zu versuchen." Es machte Sinn. Warum? "Da war eine neue Lebendigkeit, auch Schönheit."

Annegret Hahn, geboren in der Uckermark, Mutter zweier erwachsener Söhne, ist die dritte Thalia-Chefin seit der Wende, in einem Haus, das 1952 als Kinder- und Jugendtheater gegründet worden ist. Nach dem Studium zog Annegret Hahn nach Karl-Marx-Stadt, dann Berlin - als Chefdramaturgin und Intendantin an der Volksbühne, bis zum Amtsantritt von Frank Castorf. Leitung der Schillertheater Werkstatt, Einsatz am fusionierten Theater Greifswald-Stralsund. Fusionen, nein danke!, sagt sie heute. Und so schöne Sätze wie: "Ich arbeite an der Zerstörung des konventionellen Stadttheaters!" 1996 ging es ins Offene: freie Arbeit mit eigener Gruppe für das Kunstfest Weimar. Nun also Halle, eine Stadt, sagt sie, von schöner, auferstandener Architektur. Wird Annegret Hahn hier von Freunden besucht, ist schnell der Punkt erreicht, wo diese aus einem Anflug von Halle-Euphorie ein Haus kaufen wollen. Nein, sagt Annegret Hahn, geht mir nicht so. "Ich bin kein Freund von Gründerzeitfassaden." Halle aber liebt Fassaden. Und hohe Mauern.

"Ich staune über den Burgencharakter der kulturellen Institutionen", sagt Annegret Hahn. Die "Kulturinsel", die Moritzburg, die Kunsthochschule, die Franckeschen Stiftungen - "als feste, unerschütterliche Campa liegen diese Häuser in der Stadt". Halle, ein Ort, der sich selbst belagert? "Was für ein Kulturbegriff steckt dahinter?", fragt Annegret Hahn. Und wer bewegt sich zwischen den Festungen? Die Politik? "Nein, es waren die Händler, die hier für eine erste Bewegung sorgten."

Bitte lesen Sie hier weiter